Klein Moritz und der KlimaGAU

■ Droht der Klimakollaps? - Mo., 23.10., ARD, 21.10 Uhr

Selten hat soviel guter Wille ein so grausliges Ergebnis gezeugt. Dagny und Imre Kerner haben uns gezeigt, wie sich klein Moritz die Klimakatastrophe vorstellt oder vielmehr wie er sie sich vorstellen soll. Keine Suggestion zu platt, kein Katastrophenszenario zu brutal, um es nicht in den Dienst der „guten Sache“ zu stellen.

Nicht vorzuwerfen ist den Autoren, daß sie ein „worst case“ - Szenario der Folgen weltweiter Klimaänderungen entwerfen. Aber sie müssen es als solches kennzeichnen. Da werden Dürreperioden in Südfrankreich, Überschwemmungen in China oder Bangladesch und die vom Wind an Land gespülten Segeljachten an der Ostseeküste bedenkenlos aneinandergereiht und summarisch bereits eingetretenen Klimaveränderungen zugeschrieben. Tatsache ist: Weltweit gibt es nur eine, in der Nasa angesiedelte Gruppe von Klimaforschern, die behauptet, daß regionale Wetterbesonderheiten der vergangenen Jahre mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ schon Resultat des Treibhauseffektes seien. Alle anderen Wissenschaftler warnen vor der Zukunft - auch der als Kronzeuge für „das Aus für unsere Landschaft“ in Anspruch genommene Professor Wilfrid Bach.

Vielleicht wird ein gefühlsbetonter Film zwangsläufig unpolitisch, obwohl die Politiker-Statements einen merkwürdig breiten Raum einnehmen. Warum werden jene Energiekonzerne, die sich seit Jahren gegen jeden wirksamen Umbau des verschwenderischen Energiesystems sperren, nicht einmal erwähnt.

Statt dessen der schlichte Satz: „Wegen der Klimakatastrophe müßte das Aus der Kohleförderung kommen“, das der Atomenergie sowieso. Dann ein paar mehr oder weniger kleine Quadrate in der Wüste Sahara, Symbol für die Fläche, die zur Versorgung mit solarem Wasserstoff ausreichen würde

-und schon wäre alles Paletti. Die (nicht nur ökologischen) Probleme dieser gigantischen Großtechnologie werden nicht einmal angerissen.

Dabei wäre es nicht so schwer gewesen, den Ernst der Situation darzustellen, ohne den Propagandisten des „Weiter so!“ ins Messer zu laufen. Zum Beispiel ausgehend von dem Satz des EG-Umweltkommissars Ripa di Meana, immerhin auch ein Politiker: „Wenn jetzt nicht wirklich gehandelt wird, sind die Regierungen nur noch als Selbstmörder einzuschätzen.“

Gerd Rosenkranz