Betrügertrio agierte vom Knast aus

■ Gefangene trieben Handel mit Kaffee, Wein und Bockwürsten in Millionenhöhe

„Aus dem Knast heraus“ haben drei Strafgefangene, die wegen Betrügereien und räuberischer Erpressung für mehrere Jahre in Hamburger und Kieler Gefängnissen sitzen, Betrügereien in Millionenhöhe begangen. Dies wirft die Staatsanwaltschaft in Lüneburg dem Trio vor, das sich jetzt gemeinsam mit einem Rechtsanwalt und Notar aus Neumünster (dem unterdessen die Zulassung entzogen wurde) vor dem Landgericht zu verantworten hat. Ein fünfter Angeklagter, ein 39jähriger Kaufmann aus Scheeßel (Kreis Rotenburg/Wümme),

ist kürzlich an Herzversagen gestorben.

Der Prozeß wird sich nach Angaben des Landgerichts über mehrere Monate hinziehen. Die Anklage umfaßt 380 Seiten und nennt einen 35jährigen als Haupttäter, der seit Jahren in Hamburg-Fuhlsbüttel einsitzt. Ihm werden allein 51 Betrügereien vorgeworfen, 15 davon im Zusammenhang mit Urkundenfälschung.

Unter dem Namen „Bundesverband-Gefangenenhilfe e.V. Verband der freien Wohlfahrtspflege“ sollen die Angeklagten einen schwunghaften Handel mit

zahllosen Firmen betrieben haben. Über Gefängnistelefone hielten sie Kontakt untereinander, während draußen Hehler die bestellten Waren verkauften. Bei Versandhäusern und Kaffeefirmen bestellte der „Gefangenenhilfeverein“ Waren für 190.000 Mark, tonnenweise Kaffee für 66.000 Mark, einen Gabelstapler für 34.000 Mark, Bockwürste für 60.000 Mark, Büromöbel, Dachverkleidungen und 2.500 Flaschen Wein. Geschädigt sind auch große Tageszeitungen, bei denen der „Verein“ Inserate mit Spendenaufrufen aufgab.

dpa