Schlag gegen organisierte Kriminalität

■ Vier Verhaftungen nach Durchsuchungsaktion in Berlin und dem übrigen Bundesgebiet Betrug, Firmengründungsschwindel, Unterschlagungen, Bestechungen und Drogenhandel

Bei einer bundesweit angelegten Großaktion der Polizei gegen eine Gruppe von organisierten Kriminellen war gestern Berlin der Schwerpunkt. Auf Anordnung der neugegründeten Moabiter Abteilung zur Bekämpfung der organisierten Betäubungsmittelkriminalität fanden gestern zeitgleich an 39 Stellen im gesamten Stadtgebiet und an 19 Orten in der Bundesrepublik Durchsuchungen von Firmenräumen, Banken und Wohnungen statt.

Beschlagnahmt wurden Tonnen von Papier. Wie es hieß, waren bei der sorgfältig vorbereiteten Aktion rund 100 Kripobeamte und über zwei Dutzend Schupos im Einsatz. Wegen bestehender Haftbefehle wurden drei Kaufleute sowie ein Rechtsanwalt und Notar festgenommen. Nach Polizeiangaben richtet sich ein ganzes Bündel von Tatvorwürfen gegenwärtig gegen insgesamt 17 Personen. Es geht es um Untreue, Betrug, Vergehen nach dem GmbH-Gesetz (Firmengründungsschwindel), Unterschlagung von geleasten Autos, Bestechung von Angestellten sowie um illegalen Handel mit Drogen.

Einer der Hauptbeschuldigten, der 46jährige Hubert Stahlbaum, soll versucht haben, in betrügerischer Absicht einen Industrieansiedlungskredit über 14,3 Millionen Mark zu erlangen. Er konnte von der Polizei nicht gleich gefaßt werden, weil er in den letzten Jahren keine eigene Meldeadresse hatte und wird noch mit Haftbefehl gesucht.

Alle Beschuldigte seien „alte Bekannte“ erklärte der Chefbearbeiter, der 1. Kriminalhauptkommissar Uwe Schmidt. Schmidt zufolge stellte sich heraus, daß diese teilweise über zehn Jahre miteinander bekannten Personen etwa 20 GmbHs für die unterschiedlichsten Straftaten gegründet hatten. Mehrere der Beschuldigten hätten so unter anderem unter Verwendung einer ihrer Gesellschaften versucht, einen Erbaurechtsvertrag vom Land Berlin für ein Industriegrundstück im Wedding zu bekommen - unter der Vorgabe, man wolle dort eine Kunststoffproduktion errichten. Bei einer Bank wurden mehrere Kredite beantragt. Auch über den Erbaurechtsvertrag habe der Senat bis zum Offenkundigwerden der Betrugsabsicht noch nicht entschieden gehabt.

Den durch andere krumme Geschäfte eingetretenen Schaden bezifferte Schmidt auf mindestens zwei Millionen Mark. Zu den gegründeten Gesellschaften haben nach seinen Angaben einige Vermögensverwaltungs-GmbHs, eine Kfz-Reparaturen -GmbH, eine Bräunungsstudio-Holding-GmbH sowie eine Immobiliengesellschaft gehört. Der jetzt aufgeflogene Personenkreis reiche vom Juristen, über einen Kaufmann, einen Karosseriebauer bis hin zu einem Architekten. In welchem Umfang illegal mit Drogen gehandelt worden sei, könne die Polizei noch nicht überblicken. Doch stehe fest, daß mit Kokain und Heroin gedealt wurde. Im Zusammenhang mit dem Gesamtkomplex der Ermittlungen kündigte der agile Kommissar noch für den Abend „Abschlußaktionen“ an.

thok