Ischa Hipsoulrockfunkhop

■ Die „Black Beat Night“ in der Stadthalle war Amerikas Antwort auf das Bayernzelt

Auf dem Wege zur „Black Beat Night“ ging man am Freimarkt vorbei, und da müssen sich alle angesteckt haben, denn das Gedrängel setzte sich einfach in der Stadthalle fort und in den Gesichtern sah man die gleiche wilde Entschlossenheit, sich gnadenlos zu amüsieren. „Let's have a paadi“, „Are you having a paadi?“ oder ein bedrohliches „Where is the paadi?“ war dann auch das Leitmotiv der Bühnen ansagen. Das Konzert war genau durchorganisiert: von 19.00 bis 23.15 wurden vier Gruppen präsentiert - ohne Pannen, der Sound war immer optimal und die Umbaupausen hatten genau die richtige Länge, damit alle sich ein frisches Bier holen konnten. Respekt!

Zuerst wurde mit den Anheizern „She Rockers & Lisa M.“ der modische Schnickschnack abgehakt: zu Playbackmusik und einem scratchenden DJ wurden Hip-Hop, Rap und Breakdance im Schnelldurchlauf präsentiert, es blieb sogar noch Zeit für ein Schlagzeugsolo, das nur mit der Stimme, den Lippen und der Zunge auf dem Mikro gespielt wurde.

Mit der Gruppe „Maze“ ging es dann an das schwarze Eingemachte. Die Band um Frontman Frankie Beverly spielte sich durch die neueren schwarzen Musikstile. Als Stimmungsband, die die Funk- und Soulsongs so intensiv und lange dehnte, daß auch der Letzte mit irgendeinem Körperteil zucken mußte. Bei aller Show

und Publikumsanmache spielten die acht Musiker dabei immer präzis. Einige Percussions-oder Gitarrensoli ließen nicht nur mitwippen, sondern auch aufhören.

Chaka Khan war leider ein bißchen durch den Rahmen ihres Auftrittes eingeengt: Sie brachte nur ihre Up Tempo Nummern, nicht eine Ballade und keinen Jazz, aber sie sang dann „Tell Me Something Good“, „What Cha Gonna Do For Me“ oder „I Feel For You“ so unbändig, intensiv und frei, daß sie den Jazz durch die Hintertür auf die Bühne

brachte. Die namenlose Band waren die professionellsten Musiker des Abends, die drei Background-Sängerinnen mußten alles geben, um nicht einfach von der Bühne gepustet zu werden. Und die sich manchmal ganz undamenhaft hinhockende Frau Khan war an diesem Abend die einzige, die Charisma verströmte.

Joyce Kennedy von „Mother's Finest“ wollte diese Bühnenpräsenz erzwingen, aber das merkte man zu sehr, und der rockige Funk mit all den Rock n‘ Roll Attitüden (dem ewig herum schwingenden Mikroständer, der mit den Zähnen gespielten Gitarre und den ganz, ganz engen Hosen) wirkten seltsam altmodisch. Neunzehnhundertneunundsiebzig waren die „Mother's Finest“ was ganz Neues und Heißes gewesen.

Nach dem Konzert gingen auch gerade auf dem Freimarkt und insbesondere im Bayernzelt die Lichter aus.

Willy Taub