Größte finnische Werft pleite

■ Vorheriger Verkauf von Wärtsilä Marines mit geschönten Zahlen angekurbelt / Ikon-Deal nicht berührt

Helsinki (dpa/taz) - Wärtsilä Marines (Helsinki), das mit 6.000 Beschäftigten größte Schiffbauunternehmen Finnlands, geht in Konkurs. Einen entsprechenden Antrag hat der Aufsichtsrat des Unternehmens jetzt eingereicht. Erst im Lauf der kommenden Tage kann Klarheit darüber geschaffen werden, was mit den vorliegenden 16 Neubauaufträgen aus Finnland, Schweden, der Sowjetunion und einem arabischen Land geschehen wird.

Wärtsilä Marines gehörte zuletzt zu 19 Prozent dem Wärtsilä -Mutterkonzern, der erst zum Wochenbeginn den bundesdeutschen Schloß- und Schlüsselproduzenten Zeiss-Ikon aufgekauft hat. Ein Sprecher dieses Unternehmens erklärte auf Anfrage, diese Übernahme und der Berliner Betrieb selbst, der künftig den Namen Ikon Präzisionstechnik (siehe taz vom Dienstag: „Pornographie statt Ikonographie“) tragen wird, sei von der Pleite nicht betroffen. Sie ist offenbar gut vorbereitet worden.

Wie es in ersten, offiziell nicht bestätigten Berichten aus der finnischen Hauptstadt hieß, wurde in der entscheidenden Aufsichtsratsitzung ein Verlust von 2,4 Milliarden Finnmark (1,03 Mrd DM) für das laufende Jahr veranschlagt. Diese Zahl ist um ein Mehrfaches höher als die vom Vorstand noch im August angegebenen 500 bis 800 Millionen Finnmark.

Mit der Stellung des Konkursantrages sind die Bemühungen um die Rettung des traditionsreichen Schiffbauunternehmens gescheitert, das im Sommer bereits weitgehend aus dem Wärtsilä-Gesamtkonzern ausgegliedert wurde.

Die dabei abgegebenen Anteile wurden vor allem von Valmet übernommen. Zu heftigen Auseinandersetzungen kam es anschließend zwischen beiden Unternehmensleitungen, nachdem in Presseberichten die zu erwartenden Verluste wesentlich höher veranschlagt wurden, als von Wärtsilä selbst angegeben.

Sowohl Valmet-Chef Matti Kankaanpää als auch Finnlands Industrieminister Ilkka Suominen drohten daraufhin mit der Rücknahme ihrer Hilfszusagen.