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Spanien: Neuer Kurzschluß in AKW

■ Der Brand in dem katalanischen Kernkraftwerk Vandell'os hat heftige Diskussionen über Sicherheit der Atomenergie und Notfallpläne ausgelöst / Bürgermeister der Nachbargemeinden fordern: Abschalten

Madrid (taz/ dpa) - Ein neuer Kurzschluß mit großer Rauchentwicklung in einem Hilfstransformator des Atomkraftwerks Vandell'os I bei Tarragona hat am Donnerstag die Bevölkerung in Unruhe versetzt. Bereits vor einer Woche war in dem technisch veralteten Atomkraftwerk eine Turbine des Gasgraphitreaktors in Brand geraten und hatte die Kühlaggregate des Reaktors schwer beschädigt. Drei Tage benötigten die Techniker, um den Reaktor unter Kontrolle zu bekommen. Bei dem Unfall kamen jedoch nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien weder Personen zu Schaden noch trat Radioaktivität aus.

Eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen, die der „Rat für nukleare Sicherheit“ nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl 1986 für das AKW Vandell'os angeordnet hatte, sind aus Kostengründen nur teilweise umgesetzt worden. Das wurde wenige Tage nach dem Unfall in dem katalanischen AKW bekannt. Die Löschmannschaften waren über die Gefahren nicht aufgeklärt worden. Mangels sachgerechter Ausbildung hatten sie den brennenden Bereich mit Wasser gelöscht und dadurch die Gefahr von Kurzschlüssen heraufbeschworen.

Die spanische Zeitung 'El Pais‘ zitierte gestern den Chef einer der an der Brandlöschung beteiligten Feuerwehren mit den Worten: „Die Techniker flüchteten aus dem (von dem Feuer) betroffenen Bereich, und wir blieben allein. Einige Techniker nahmen Wasserproben und andere telefonierten mit Frankreich, während Schreie zu hören waren 'der Reaktor geht uns durch‘. Wir dachten sogar, wir kämen nicht mehr lebend raus aus Vandell'os I.“ Die Bürgermeister der umliegenden Dörfer verlangen, daß zumindest bis zur Behebung der Sicherheitsdefizite die beiden AKWs Vandell'os I und II geschlossen werden, anderenfalls werde es Proteste geben. Vandell'os I, ein AKW mit französischer Technologie und Kapitalbeteiligung, ging 1972 in Betrieb und soll planmäßig erst im Jahr 2003 stillgelegt werden, obwohl seine Technologie als veraltet gilt.

Der Unfall hat in Spanien erneut die Diskussion um die Atomenergie entfacht. Zehn AKWs sind in Betrieb - häufig durch Unfälle unterbrochen. Für weitere drei Reaktoren besteht seit '84 ein Baustopp, der aber '91 aufgehoben werden könnte. Neben den Grünen wenden sich auch die Kommunisten und die kommunistische Gewerkschaft „Arbeiterkommissionen“ (CCOO) eindeutig gegen die Atomkraft. Die sozialistische Gewerkschaft UGT fordert die Schließung von Vandell'os, der Betriebsrat des Unglückswerkes sprach sich dagegen aus.

Die Direktion von Vandell'os I möchte den Reaktor innerhalb der nächsten sechs Monate wieder mit halber Leistung anlaufen lassen. Die beteiligten Elektrizitätsunternehmen erwägen, die Kosten, die bei einer Schließung des AKW anfallen, auf die spanischen VerbraucherInnen umzulegen. Der spanische Industrieminister, der wenige Tage vor den Wahlen nicht zu unpopulären Gesten geneigt ist, will das Gutachten des Rats für nukleare Sicherheit abwarten.

Antje Bauer

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