Israel-Pretoria: Atomkooperation

■ Laut NBC startete Südafrika Mittelstreckenrakete - mit Israels Hilfe / Gemeinsame Atomtests bereits 1979?

Tel Aviv / Washington (taz / wps) Das übliche Dementi ließ nicht lange auf sich warten: Am Donnerstag stritt das israelische Verteidigungsministerium rundweg ab, mit dem südafrikanischen Apartheid regime bei der Entwicklung von Atomwaffen zusammenzuarbeiten. Die US-Fernsehgesellschaft NBC hatte am Vorabend berichtet, am 5.Juli sei auf dem Testgelände Overberg in Südafrika die erste mit israelischer Hilfe entwickelte Mittelstreckenrakete gestartet und auf die 1.450 Kilometer entfernt liegenden Prince-Edward-Inseln abgeschossen worden. NBC zufolge bringt Israel im Rahmen dieser Kooperation die Technologie für Raketen ein, die auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Als Gegenleistung erhalte Israel angereichertes Uran aus Südafrika für seine eigene Waffenproduktion. Das Testgelände werde von beiden Staaten gemeinsam genutzt.

NBC, das in Israel und Südafrika recherchiert hatte, nannte als Quelle den US-Geheimdienst CIA. So nimmt es nicht Wunder, wenn Regierungsbeamte in Washington die NBC-Sendung in groben Zügen bestätigten. „Wir untersuchen die Tatsachen und Aspekte, die durch diese Hinweise aufgeworfen werden“, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Hall. „Es ist bekannt, daß wir die Weiterverbreitung von Raketentechnologie und Atomwaffen ablehnen.“

In einer Erklärung des Verteidigungsministeriums in Tel Aviv hieß es, Israel halte an seiner Auffassung fest, nicht als erstes atomare Waffen im Nahen Osten einzusetzen. Fortsetzung auf Seite 2

Auch die Entscheidung aus dem Jahre 1987, keine neuen Vereinbarungen mit Südafrika über Sicherheitsfragen zu treffen, sei nach wie vor gültig. Die Betonung liegt auf neu, denn die israelisch-südafrikanische Zusammenarbeit in Sachen Waffenentwicklung reicht Jahre zurück. Laut NBC wurde die südafrikanische Testbasis nach einem israelischen Modell errichtet. Israelische Ingenieure sollen bereits seit mehreren Jahren dort arbeiten.

Im Dezember 1986 hatte der in London erscheinende 'Observer‘ bereits berichtet, Israel und Südafrika hätten bei dem Bau eines atomaren Testgeländes auf der Marion-Insel zusammengearbeitet. Ein US-Satellit hatte 1979 im gleichen Gebiet einen Blitz ausgemacht, der als gemeinsamer Atomtest gewertet wurde, was beide Länder jedoch abstritten. Der Waffenhandel zwi

schen beiden Ländern soll sich auf eine Summe von 600 bis 800 Millionen Dollar jährlich belaufen. Im Zuge des Waffenembargos der Vereinten Nationen gegen Südafrika hatte Israel 1987 zugegeben, daß es umfangreiche militärische Beziehungen zu dem Apartheidstaat unterhält, und zugesichert, keine neuen Vereinbarungen auf diesem Gebiet mehr zu treffen.

In Israel beeilte sich ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, der Öffentlichkeit die richtige Interpretation der ganzen Angelegenheit nahezubringen: Er wollte nicht ausschließen, daß die USA mit gezielten Informationen an die Medien über die „Stärke“ Israels von der Regierung in Jerusalem eine flexiblere Haltung im Nahost -Konflikt erhoffe. Im Klartext: Nicht der Sachverhalt als solcher ist das Problem, sondern seine Veröffentlichung.