10 mal Gegen-Wart

■ Bremer Kunstpreis-Finalisten sind zu besichtigen

Wer entscheidet, was Gegenwartskunst ist? Na klar, der Gegen -Wart! Im Falle des Bremer Kunstpreises, der die Kunsthalle an den Tropf der aktuellen Kunst hängen soll, sind das bundesweit Erlauchte aus Kunst und -handel, und die haben sich entschieden. Ab Sonntag, 11.30 Uhr darf die Öffentlichkeit die Auswahl begutachten, und bis zum 11.11. darf sich die ebenfalls erlauchte Jury mit der Wahl der Bremer KunstpreisträgerIn Zeit lassen. Es winken zwanzig Riesen.

Die Presse durfte schon einblicken und weiß nun, was ein Fish-Finder ist: ein Echolot für Fisch- und Krabbenschwärme; der „Radarraum“ des Kölners Klaus vom Bruch mißt aber überwiegend Menschenschwärme in musealen Räumen und analysiert Feistes und Festes auf Monitoren. Wenn keiner guckt, ist keine Kunst!

Dann haben wir da den Marin Kasimir, Spiegelkünstler und optischer Schlingel. Er zeigt eine äußerst trickreiche Drehtür mit

spiegelnden Verwirrflächen, voller ironischer Brechungen, aber auch präzisen geometrischen Konsequenzen. Ein Pedant ist er auch noch. Davon sprechen seine „Panoramen“, 360-Grad -Fotos, die, da die Aufnahme etwa eine Sekunde brauchte, wie Kurzfilme wirken und es erlauben, daß eine Person zweimal auftaucht: links eine Sekunde älter als rechts.

Diese leisen aber eindringlichen Frauengesänge, die in jeden der Kunsthallenwinkel fließen: Sie kommen aus der „Eckkatzen„-Ecke, einer Ton-Dia-Installation mit Projektionen von ägyptischen Katzenmumien von Gudrun Wassermann, einer Fotoarbeiterin. Im Dämmerdunkel der Dias geschieht „Vergegenwärtigung durch Entmaterialisierung“, nicht wahr?

Und? Warengestelle, turmhoch voll Plastikvasen, kleine bunte Holzkerle des Hamburgers Balkenhol, japanische „Sockel„kunst, ein ganz voller Bildhauerraum und ein Katalog vom Feinsten.

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