„Babylon muß fallen“

■ Die Rasta Bewegung in Jamaika

Reggae, diese merkwürdig relaxt schleppende Musik mit dem stets verspäteten Bass und den eindringlichen Backbeat -Gitarren ist hierzulande die wohl populärste Erscheinungsweise der jamaikanischen Rasta-Bewegung der Nachfahren der Afrikaner, die seinerzeit von Spaniern und Engländern als Sklaven nach Jamaica verschleppt worden waren. Die Trauer um den verlorenen Heimat-Kontinent, um die verlorene Kultur, das Aufbegehren gegen die Knechtung, die auch nach der Abschaffung der Sklaverei fortbestand, hat sich jedoch noch andere, vielfältige kulturelle Ausdrucksweisen verschafft. Diese untersucht der in Bremen lebende Äthiopier Girma Gebre-Selassie in seinem Buch „Babylon muß fallen. Die Rasta-Bewegung in Jamaika“. Er spannt dabei den Bogen von den Anfängen, von Zeugnissen aus der Zeit der Sklaven-Transporte, von Zeitungsannoncen, mit denen entlaufene Schwarze gesucht wurden, über die ersten Protagonisten einer ar

tikulierten afro-karibischen Selbstverständigungsbewegung in die Jetztzeit und erläutert den Rasta-Sinngehalt dessen, was man schon immer von den Rastas wußte, aber nie begriff. Die Rasta-Dreadlocks werden ebenso erklärt wie der Hang der Rasta-Männer zur Bibel, ihre enge Beziehung zur Natur ebenso wie die Mystifizierung Äthiopiens und des Despoten Haile Selassie, der mittlerweile nicht mehr zu verehren ist. Und der Ganja-Baum, das Hanf-Gebüsch, das spielt natürlich auch seine gewichtige Rolle: als Rohstoff nicht nur für diesen süßlichen Qualm sondern auch für Tees aus den heilwunderwirkenden Wurzeln, Zweigen und anderen Teilen, für die Papiererzeugung, zur Fabrikation von Seilen - Ganja ist die Allround-Pflanze, auf jeder Ebene erzielt sie Wunder.

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Girma Gebre-Selassie, Babylon muß fallen. Die Rasta-Bewegung in Jamaika, Raymond Martin Verlag, 224 Seiten