Streikhäuser in der Obernstraße werden schwach

■ BetriebsrätInnen geben nach: Bis auf Karstadt und Horten hatten am „langen Donnerstag“ alle größeren Konsumhäuser auf

In der Bremer Obernstraße setzt sich der „Dienstleistungsabend“ durch - Laden für Laden und Donnerstag für Donnerstag. Ein Schaufenster nach dem andern lockt mit dem Hinweis: „Ab sofort haben wir jeden Donnerstag bis 20.30 Uhr geöffnet.“ Waren

es am ersten verkaufsoffenen Abend Anfang Oktober nur Boutiquen und einige Fachgeschäfte, die die Türen bis 20.30 Uhr offen hielten, stieß die abendliche KonsumentIn vorgestern, am vierten Dienstleistungs-Donnerstag, nur noch in Ausnahmefällen auf ver

schlossene Einkaufsparadiese. Von den einstigen „Streikhäusern“ der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV) verweigerten sich vorgestern nur noch Horten, Quelle und Karstadt.

Die Geschäfte gingen allge

mein nicht sonderlich gut, denn am Monatsende klimperte nicht mehr viel Geld zum in den Portemonnaies, außerdem mußte sich die Obernstraße die Abendkundschaft mit dem Konsum-Magneten Freimarkt teilen.

Gestern erstmals neu bis 20.30 Uhr dabei waren die Häuser „Brinkmann“, „Dyckhoff“ und „C & A“. Bei „Brinkmann“ lief das Geschäft aber nur schleppend an, die Kundschaft kaufe, so ein Kassierer, „Klöterkram - Glühlampen und Batterien“. Der Betriebsrat hatte nachgegeben, weil am Donnerstag zuvor „Saturn“ - der größte unter den „maßgeblichen Mitbewerbern“

-den Dienstleistungsabend ebenfalls zelebriert hatte. Im Bekleidungsgeschäft „Dyckhoff“ hatten Betriebsrat und Geschäftsleitung über Stunden zäh bis 17.30 Uhr verhandelt, dann durfte auch in der letzten und standhaftesten der bundesdeutschen „Dyckhoff„-Filialen der besagte Hinweis ins Schaufenster. Die BetriebsrätInnen haben nur eine befristete Vereinbarung abgeschlossen, nach dem Weihnachtsgeschäft, Ende des Jahres, soll die Umsatzentwicklung an den Donnerstag abenden begutachtet werden. Für die beiden Abendstunden zwi

schen 18.30 und 20.30 Uhr werden den VerkäuferInnen vier Arbeitsstunden gutgeschrieben (100prozentiger Zuschlag).

Standhaft geblieben sind von den „Großen“ nur Horten und Karstadt. Aber auch bei Horten beginnt die Ablehungsfront im Betriebsrat zu bröckeln. Nachdem der hausinterne Umbau beendet ist, will die Geschäftsleitung am Montag die „Galeria Horten“ pompös eröffen und drängt darauf, am Donnerstag zum ersten Dienstleisungsabend zu laden. Am Dienstag soll die Ei

nigungsstelle über die Angebote des Horten-Chefs entscheiden. Inge van der Lieth, Betriebsrätin bei Karstadt, „bedauert, daß immer mehr Betriebsräte umfallen“. Karstadt jedenfalls werde standhaft bleiben. Die Karstadt -Betriebsvereinbarung über Arbeitszeiten gelte noch bis zum 31. Dezember, außerdem sei bei Karstadt nun wahrlich noch keine „Gefährdung der Existenz“ in Sicht. Und nur eine solche rechtfertige schießlich ein Nachgeben der BetriebsrätInnen.

Barbara Debus