K O M M E N T A R Eine wunderbare Tragödie

■ Bremer Senat und Mercedes Benz gehen auf die Bühne

Daimler erpreßt Bremen - das Stück hat also hohen Unterhaltungswert. Daß ein Autokonzern mit 15.000 Arbeitsplätzen in einer Krisen-Region mit hohen Arbeitslosen -Ziffern von politischem Gewicht sind, weiß jeder. Daß die Verkehrsprobleme in Hemelingen, die durch diese Arbeitsplätze entstanden sind, gelöst werden müssen, auch. Nur wer sich schwach fühlt, geht den Weg der Indiskretion. Daimler ist schwach, weil Bremen noch (finanz-)schwächer ist: Der Tunnel würde über 300 Millionen kosten und mitten durch Wohngebiete gebuddelt.

Die Kontakte zum Rathaus haben unter dem Verkehrs-Streit gelitten, das hat der Stuttgarter Mercedes-Chef Niefer kürzlich auf einem Empfang in der Handelskammer deutlich gesagt. Unter der indiskreten Veröffentlichung dieses Briefes wird es weiter leiden. Und am Ende sind sie beide blamiert. Wenn jetzt der Hemelinger Tunnel gebaut wird, weiß jedermann: Da hat sich das Rathaus erpressen lassen. Wird der Tunnel nicht gebaut, dann wird man Daimler-Post in Zukunft auch im Rathaus nicht mehr ganz für voll nehmen. Wer kann daran Interesse haben? Nur die Basisdemokratie. Wir fordern: Mehr Briefe!

Klaus Wolschner