Manager vergiftet?

■ Service für alle taz-Leser, die im Grand Hotel Esplanade wohnen / „Profitravel“: Shampoos sind schadstoffhaltig

Geschäftsreisende, vor allem die Vielflieger unter ihnen, leben gefährlich. Zwar drohen Kidnapping und Abstürze nicht gerade an allen Ecken und Enden dieser Erde, aber die Gesundheit der Herren mit den gedeckten Anzügen ist auch durch verspätete Flugzeuge, schlechtes Essen oder übermäßiges Sitzen gefährdet. Und - durch die Shampoos, die sie in den kleinen Packungen im Badezimmer ihrer Hotels finden. Diese Körperpflegemittel, hat das Fachmagazin 'Profitravel‘ herausgefunden, enthalten häufig giftige oder zumindest schädliche Substanzen. In der soeben erschienenen Ausgabe werden zehn Hotels benannt, in deren Shampoos sich Schadstoffe fanden. Zwischen dem „Hyatt“ in Chicago und dem „Sahid Jaya“ in Jakarta findet sich als einziges europäisches Hotel das Berliner „Grand Hotel Espanade“.

Ersatzstoffe aus der Gruppe der Isothiazolinone und Natriumlaurylsulfat (NLS) werden da an die Gäste des Hauses am Lützowufer ausgegeben, hat das Kölner ECO-Umweltlabor im Auftrag von 'Profitravel‘ entdeckt. Die Substanzen sind anscheinend so grauenhaft, wie sie sich lesen. Den ManagerInnen tun die Isothiazolinone aus den blausilbernen Fläschchen mindestens genausoviel an wie das Formaldehyd, das durch die Isos ersetzt werden sollte: Sie verursachen noch stärkere Allergien als der Stoff, der einst in den Spanplatten war. NLS kann unmittelbar zu Entzündungen der Schleimhaut führen und steht deswegen auf der Giftliste der US-Umweltbehörde geführt. Und wer Shampoos nicht verschluckt, sondern nur auf dem Kopf einsetzt, kann auch nicht beruhigt sein: trotz Nachspülens können dort bis zu 20 Prozent der Substanz zurückbleiben und ihre hautreizende Wirkung entfalten. Zudem kann NLS die Erbinformationen von Bakterien ändern. Dann sind also nur die kleinen Viecher bedroht, die die Handelsreisenden bevölkern, nicht aber ihre Wirte? Weit gefehlt, war aus der taz-Ökoredaktion zu erfahren: „Bei Bakterien wird's nicht bleiben“, hieß es dort düster.

Die neue Ausgabe von 'Profitravel‘, gestern in den Handel gelangt, scheint allerdings von den Esplanade-Gästen nicht gelesen zu werden - bis zum Nachmittag hatte sich noch kein Gast beschwert, war von der völlig überraschten Esplanade -Sprecherin Sabine Rogge zu erfahren. Sie machte auch darauf aufmerksam, daß das Wechseln des Hotels vermutlich nicht viel nutzt: Der Shampoo-Hersteller Ada aus Kehl beliefert bundesweit mehr als 1.000 Hotels.

diba