Hasselmanns nationalistische Freunde

Um den CDU-Landesvorsitzenden schart sich eine rührige Truppe von Exoffizieren / Die Initiative „Freundeskreis der CDU Hannover-Braunschweig“ wirbt heftig für eine Koalition mit den „Republikanern“ / Gründungstreffen für November geplant  ■  Aus Hannover Jürgen Voges

Die Patronentasche ist voll Munition, und die Zeit arbeitet endlich für uns“, so schließt der Oberstleutnant a.D. Hans -Heinrich Ehlermann sein Rundschreiben, mit dem er seit August für die Gründung eines „Freundeskreises der CDU Hannover-Braunschweig“ wirbt. Der pensionierte Offizier ist nach eigenem Bekunden dem Vorsitzenden der CDU -Niedersachsen, Wilfried Hasselmann, „seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden“. Deswegen suchte Ehlermann auch „unverzüglich das Gespräch“ mit dem CDU-Landesvorsitzenden, als er Anstoß nahm an der „haarsträubenden, törichten Reaktion der CDU auf das Erscheinen der Republikaner auf der politischen Bühne“. Als Folge, so schreibt Hans-Heinrich Ehlermann in dem zitierten Rundbrief, habe auf Einladung von Hasselmann bereits Ende Juni „in einem kleinen Kreis gleichgesinnter Freunde in den Landtagsgaststätten“ eine Diskussion stattgefunden. Hasselmann habe dort eine „Wiederbegegnung für den Herbst“ vorgeschlagen.

Diese „Wiederbegegnung“, bei der der CDU-Freundeskreis aus der Taufe gehoben werden soll, ist inzwischen für den 10.November im Hotel Jägerhof in Hannover-Langenhagen terminiert. Der Freundeskreis soll einen Beitrag leisten, „die CDU wieder aus ihrer selbstverschuldeten Talsohle herauszuführen“ - doch dies auf eine Art, wie sie eben dem pensionierten Oberstleutnant Ehlermann und dem Oberst der Reserve Wilfried Hasselmann eigen ist. Zur Vorbereitung des Freundeskreises hat Ehlermann nicht nur in Hannover und Braunschweig „Gespräche mit Angehörigen verschiedener Berufsgruppen, insbesondere mit Unternehmern und ihren Söhnen geführt“, er hat auch „Minimalforderungen an die CDU“ formuliert, in denen steht, „was anders werden muß“. Ziel dieser Forderungen ist es, „den Themen wie Nationalgefühl, Wiedervereinigung und nationales Selbstbewußtsein den ihnen gebührenden Rang zurückzugeben und das brisante Asylantenproblem und dessen Lösung in den Vordergrund zu stellen“.

Unter dem „Asylantenproblem“ versteht der Hasselmann-Freund die „Wahrung des deutschen Lebensraumes vor Übergriffen der Erpresser-Rauschgift-Mafia und Verfremdung“. Er verlangt von der CDU die „Rückgewinnung der nationalen Ehre und Würde“, „absolute Solidarität für unsere Polizei“, den „Schutz unserer Kinder vor Verführung und linkstendenziöser Bewußtseinslenkung durch unqualifiziertes, marxistisch geprägtes Lehrpersonal“, und er fordert vor allem die „Wiederherstellung der Ehre des Soldaten“. Denn für ihn ist es eine die „Wehrkraft untergrabende Äußerung“, wenn „der Soldat ein potentieller Mörder“ genannt werden darf. Der Oberstleutnant a.D. gibt in seinem Forderungskatalog offen zu, daß die „Republikaner“ mit ihren nationalen Themen „auch bei uns ankommen“. Nur überzeugende Antworten der CDU „auf Fragen wie Nationalbewußtsein oder Asylanten“ könnten den Trend zu den „Republikanern“ stoppen. Doch auch für den aus heutiger Sicht wahrscheinlicheren Fall, „daß es bis zu den Landtagswahlen 1990 nicht gelingen sollte, unsere Protestwähler zurückzuholen“, hat Ehlermann einen Weg parat. Als „Idealfall“ bezeichnet es der Hasselmann-Freund, wenn „Schönhuber der starke Mann seiner Partei wird“ und es ihm gelänge, die „Republikaner“ „1990 koalitionsfähig zu machen“. „Nur ein Narr könnte auf hoffähige Republikaner als Koalitionspartner verzichten und unsere Regierung leichtfertig aufs Spiel setzen“, heißt es wörtlich in den „Minimalforderungen an die CDU“. Mit Hilfe des „Schneeballsystems“ will der pensionierte Offizier für seine „Initiative und Zielsetzung“ schon „erfreuliche Resonanz“ gefunden haben.

Wilfried Hasselmann selbst hat inzwischen nicht nur eine „Polizeistiftung“ gegründet und sich für „unseren Bundeswehrkongreß“ engagiert. Auch auf dem jüngsten CDU -Landesparteitag betonte er stramm die „zulange verdrängten nationalen Belange, sah es als „nationales Thema“ an, „daß das deutsche Geschichtsbewußtsein verfälscht und ständig paralysiert wird“. Niemanden von denen, die sich zu den „Republikanern“ hingezogen fühlten, wollte Hasselmann „verteufeln“, sondern versprach diesen Menschen „mehr Beachtung und Anerkennung“. Schließlich war es ja auch Hasselmann, der noch vor einigen Monaten eine Zusammenarbeit der CDU mit den „Republikanern“ nicht ausgeschlossen hatte. Das Treffen mit jenem Kreis „gleichgesinnter“ CDU-Freunde, für die ein Verzicht auf Republikaner als Koalitionspartner verantwortungslos ist, steht weiterhin unter dem 10.November um 16.30 Uhr in Hasselmanns Terminkalender: „Ich kenne Herrn Ehlermann. Ich werde da hingehen und mir das anhören. Das ist ein nichtöffentliches Treffen im privaten Kreis.“ Geplant habe der Kreis ursprünglich Zeitunganzeigen und Unterschriften für die CDU. Ob daraus aber tatsächlich eine Wahlkampfhilfe für die CDU entstehe, könne er noch nicht sagen.