Lächerliche Frage-betr.: "Realosieg im Strömungsstreit", taz vom 23.10.89

betr.: „Realosieg im Strömungsstreit“, taz vom 23.10.89

(...) Ärgerlich, wenn Journalisten den Ereignissen ihre Schablonen aufdrücken. Die grüne Wirklichkeit jedenfalls läßt sich nicht mehr auf die alte Polarisierung hier Realos, dort Fundis mit Anhang reduzieren - nicht einmal mehr im BHA, wo sich inzwischen eine ausschlaggebende Zahl von Delegierten nicht mehr von Strömungsloyalitäten leiten läßt.

Bei der Entscheidung über die Nominierung der alten Heroen ging es für die Mehrheit gerade nicht um die lächerliche Frage, ob bestimmte Galionsfiguren der „Linken“ reden dürfen oder nicht. Das wäre entschieden zu viel Personenkult. Es ging darum, ob wir in den zentralen Veranstaltungen des Perspektivkongresses haargenau die politische und personelle Konfrontation wiederherstellen, von der die inhaltliche Diskussion in der Partei über Jahre blockiert wurde. Auch der grüne Masochismus hat Grenzen.

Für das Abschlußplenum wurden nicht einfach Personen gestrichen, sondern ein anderes Konzept gewählt, das nicht Strömungsexponenten aufeinanderhetzt, sondern exemplarische rot-grüne Erfahrungen mit der Diskussion über die Perspektiven für 1990 verknüpft.

Kurz und gut: Es ist für die grüne Partei mühsam genug, aus den strömungspolitischen Schützengräben herauszufinden - da sollte die taz nicht immer wieder die alten Schablonen über die neue Beweglichkeit stülpen.

Meine „Entfernung aus dem Ökokapitalismus-Forum“ wurde von mir selbst vorgeschlagen - auch eine kleine sprachliche Manipulation.

Ralf Fücks, Bundesvorstand Die Grünen