Aoun stellt neue Forderungen

■ Libanons Präsident soll im „Christenland“ gewählt werden / Patriarch warnt vor neuen Kämpfen

Beirut (afp) - Während christliche Gruppen im Libanon immer deutlicher auf die Annahme des Taifer Friedensabkommens drängen, hat der Chef der christlichen Militärregierung, General Michel Aoun, am Wochenende neue Bedingungen für die Wahl eines libanesischen Staatschefs gestellt. Aoun forderte am Samstag vor mehreren tausend demonstrierenden Anhängern, daß die libanesischen Parlamentarier im sogenannten „Christenland“ zusammenkommen, um unter seiner Kontrolle einen Präsidenten zu wählen. Eine Wahl in den Gebieten „unter syrischer Besatzung“ oder im Ausland lehnte Aoun ab.

Das „Dokument der nationalen Verständigung“ des arabischen Triumvirats, auf das sich die libanesischen Abgeordneten am vergangenen Wochenende im saudischen Taif geeinigt hatten, sieht die Wahl eines Präsidenten durch die Abgeordneten noch vor dem 7. November vor.

Wie es hieß, sind intensive interne Gespräche im Gang, um es Aoun zu erlauben, trotz einer politischen Niederlage das Gesicht zu wahren. Eine Schlüsselrolle bei diesen Verhandlungen spielt der maronitische Patriarch Nasrallah Sfeir, das geistliche Oberhaupt der größten christlichen Gemeinschaft im Libanon.

Sfeir warnte am Sonntag vor einem Wiederausbruch der Kämpfe infolge der ablehnenden Haltung Aouns. Dieser akzeptiert das „Dokument der Nationalen Verständigung“, das in Taif erarbeitet wurde nicht, da es keinen Zeitplan für einen Abzug der syrischen Truppen enthält. Auch die christliche Phalange-Partei forderte Aoun am Samstag indirekt auf, Verantwortung zu zeigen. In der den Christen nahestehenden Presse wird Aouns ablehnende Haltung gleichfalls bemängelt.

In der Bevölkerung wächst die Unruhe, seit am Freitag an der Front von Souk el-Gharb, nahe der Hauptstadt Beirut, zum zweiten Mal in 48 Stunden der Waffenstillstand gebrochen wurde.