Unterschiedlich fruchtbar-betr.: "Eppler, die Grünen und die deutsche Frage", taz vom 26.10.89

betr.: „Eppler, die Grünen und die deutsche Frage“, taz vom 26.10.89

Sie ist schon erstaunlich, die Entwicklung in den beiden deutschen Staaten in diesem Jahr. In der DDR seit den Sommermonaten ein gewaltiger und gewaltfreier Aufbruch in Richtung Demokratie. Und in der Bundesrepublik seit dem 30. Januar, pardon, seit dem 29. Januar (West-Berlin-Wahlen) ein braun-gewaltiger Ausbruch und Abbruch in den REP -Republikanismus. Wie unterschiedlich fruchtbar doch der DDR - und BRD-Boden ist!

Und dann besteigt Erhard Eppler, dieser gesamtdeutsche barmherzige Sama-Ritter - „Aus Barmherzigkeit müßten wir für die Wiedervereinigung sein“ -, die Tribüne der grünen Bundestagsfraktion und betet mit heißem Herzen um das Scheitern der DDR und ihrer jetzigen Reformbewegung. Und der grüne Abgeordnete Otto Schily, ein Herzensbruder E.Epplers, betreibt schon einmal in Gedanken, sozusagen zur Auflockerung und in bekannt legerer Weise die Liquidierung eines Mitgliedsstaats und der UNO und schwadroniert von den Bundes- beziehungsweise Freistaaten Preußen, Sachsen, Thüringen und Mecklenburg. Das grüne MdB Eckhard Stratmann aber will die „deutsche Vereinigung“ durch die „selbstbewußte Wiederaneignung eines Tabuthemas“ von links „ansteuern“. Es ist derselbe Eckhard Stratmann, Inkarnation deutschen Selbstbewußtseins, gegen den vor dem Bundesschiedsgericht der Grünen in Sachen Parteiausschluß verhandelt wird. Stratmann hatte sich nämlich, „selbstbewußt“, wie er ist, und als „gelernter Historiker“, folgendermaßen geäußert: „Der Röhm-Strasser-Flügel, der SA -Flügel war schlimmer als der Hitler-Goebbels-Flügel. Hätte Hitler die SA nicht entmachtet, hätte es schon 1933 einen millionenfachen Straßenterror gegeben.“

Bei so viel deutschem Selbstbewußtsein, „linkem“ zumal, bleibt einem nur noch übrig zu sagen: Öko-Nationalisten aller Deutschländer, vereinigt euch! Oder?

Michael D.Düllmann, Bonn 1