Parallele-betr.: "Soldatenurteil erregt Bonner Gemüter", taz vom 27.10.89

betr.: „Soldatenurteil erregt Bonner Gemüter“,

taz vom 27.10.89

Sicher wird es die Empörung steigern, wenn ich eine Parallele ziehe zwischen dem Beruf des Soldaten und dem des Henkers. Dies zu tun liegt aber nahe, denn diese beiden Berufe zeichnen sich dadurch aus, daß sie dem Staat (im Ernstfall) durch legales Töten zu dienen haben.

In Revolutionszeiten war und ist der Henker eine be-, oft auch geachtete Persönlichkeit. Je friedlicher aber die innenpolitische Situation, desto tiefer sinkt sein soziales Prestige. In friedlichen Kulturnationen steht er auf der untersten Stufe.

In Zeiten heißer oder kalter Kriege sind Soldaten wichtig und geachtet. Wo hingegen die rivalisierenden Mächte friedlicher werden und die Feindbilder verblassen, sinkt das Prestige der Soldaten entsprechend und ist wohl kaum durch einen gesetzlichen Ehrenschutz hochzuhalten. Die Emotionen, die der Satz „Soldaten sind Mörder“ anheizte, sind typisch deutsch. Sachlicher dürfte die Einstellung der Engländer sein, für die Soldaten da sind „to do the dirty work“.

Dr.Arnold Bauer, Garmisch-Partenkirchen

Dreggers Kommentar ist natürlich, wie nicht anders zu erwarten war, Unsinn. Allerdings kommt dieser Unsinn der Wahrheit relativ nahe oder klingt doch zumindest so ähnlich. (...) Denn nicht solche vernünftigen Urteile trugen zum Ende der Weimarer Republik bei, sondern solche Diskussionen über solche Urteile und die Verurteilung derartiger Urteile!

Und was die sogenannte Verletzung der sogenannten Ehre der Soldaten angeht, so meine ich, daß diese wohl an dem Tag ihre Ehre verloren haben, als sie Soldaten wurden, um das Töten zu lernen. Ich glaube, einige, viele PolitikerInnen sollten sich einmal überlegen, ob der Mensch dann seine Ehre verliert, wenn er zum Militär geht, um das Töten zu lernen, oder wenn ihm jemand sagt, zu was ihn das Militär gemacht hat, nämlich zum potentiellen Mörder!

Sven Lewandowski, Stuttgart