„Verstopfte Läden wie beim Kirchentag“

■ Die „Arbeitsgemeinschaft City“ zu Erwägungen des Senats, wegen der erwarteten Weihnachtsreisewelle aus der DDR den Kudamm für Autos zu sperren / Vernunftappell statt Sperrung / Rückerstattung von BVG-Fahrscheinen geplant

Manuela Remus-Woelffling ist Chefin der AG City, in der von Halensee bis Wittenbergplatz - 220 Einzelhandels- und Dienstleistungsgeschäfte zusammengeschlossen sind.

taz: Würden Sie eine Sperrung des Kudamms gutheißen?

Manuela Remus-Woelffling: Nein. Das kann ja nicht der Sinn der Sache sein. Denn die von uns vertretenen Geschäftsleute haben ja nicht nur Laufkundschaft, sondern auch Kunden, die mit dem Auto von den Außenbezirken in die City fahren. Die würden dann wegbleiben. Der ökologische Stadtumbau des Senats ist ja sehr löblich, aber „Park and Ride“ oder mehr Tiefgaragen sind ja leider nicht möglich. So sind einige Leute gezwungen, mit dem Auto zu fahren. Das Umsteigen auf den Bus kann man nicht gewaltsam verordnen.

Wie wollen Sie, wenn tatsächlich 100.000 DDR-Bürger kommen, wie vermutet wird, den Andrang von Menschen und Trabis bewältigen?

Ich hab erst mal das Problem, mir das überhaupt vorstellen zu können. Ich denke, das wird mehr ein flanierendes Publikum sein, denn kaufen werden die doch nicht soviel können. Die werden die Läden eher verstopfen, um zu gucken. Etwa so wie am letzten Kirchentag. Aber wer sein Weihnachtsgeschenk kaufen will, wird schon an die Regale herankommen. (Wenn man danach aber noch an die Kassen rankommt, wird's schlecht, was!? d. säzzer) Genauso wie bei den Westdeutschen sollte man an den Verstand appellieren. Die sprechen doch die gleiche Sprache. Man sollte über Flugblätter und die Zeitungen die Leute auffordern, Bus und Bahn zu benutzen oder eben nur zu Fuß zu gehen. Außerdem haben wir ja noch andere Zentren, wie die Schloßstraße in Steglitz.

Werden die City-Geschäfte Ost-Geld umtauschen?

Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß nicht, wie die Tendenzen da bei unseren Mitgliedern sind. Ich will nichts Voreiliges sagen.

Hat ihre AG wegen des DDR-Ansturms schon getagt?

Nein. Wir werden am Freitag darüber reden. Das wird ein Thema sein, allein schon, weil wir in der nächsten Woche sowieso mit Vertretern der BVG und des Senats über die Rückerstattung von Fahrkarten durch unsere Mitgliedgeschäfte reden werden, analog zur Erstattung von Parkgebühren. Wir haben der BVG drei Modelle vorgeschlagen und wollen jetzt hören, was realisierbar ist.

Die Rückerstattung soll tatsächlich kommen?

Wir denken das gerade durch, weil wir das für eine vernünftige Geschichte halten, um die Leute in der City vom Auto wegzukriegen. Man fährt so weit wie's geht an die City heran, kann dann den Bus benutzen und kriegt das Fahrgeld oder einen neuen Fahrschein zurück.

kotte