Klüga nach Riga?

■ Vier Tiefbauingenieure aus Lettland bei Spandauer Baufirmen / Spandau plant Städtepartnerschaft mit Riga

Der Besuch aus Lettland war auch für die Spandauer Gastgeber lehrreich. Hans-Friedrich Göttsche von der Morgenroth -Göttsche Straßenbau GmbH ist klar geworden, „was für einen hohen Standard wir haben“. Vier Tiefbauingenieure aus der lettischen Hauptstadt Riga kehren morgen in ihre Sowjetrepublik zurück. Vier Wochen lang hatten sie bei vier Spandauer Firmen hospitiert. Im Namen der vier lobte gestern Igor Jakimowitsch vor Journalisten die deutsche Wertarbeit und die deutsche Gastfreundschaft. „Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht“, bekannte auch Hartmut Poggenklas von der Straßenbaufirma Reh & Co. „Wir sind ja in Berlin mit internationalen Kontakten nicht verwöhnt.“

Die Gäste aus Riga machten da einiges wett. Natürlich zeigten sie sich beeindruckt von den modernen technischen Verfahren und der hohen „Qualität“ der Westberliner Straßen, Tunnel und Rohrarbeiten. Doch am meisten „erstaunt“ war Igor Jakimowitsch über die „Aufmerksamkeit“, die in West-Berlin dem Umweltschutz geschenkt wird. In seiner Heimatstadt könnten Bäume ohne Genehmigung gefällt werden, erzählte der Ingenieur; hier in Spandau würden sogar die Wurzeln besonders geschützt. Und über einem Asphaltmischwerk vermißte er die vertraute Rauchfahne.

Zahllose Berliner Firmen, Labors und Baustellen haben die Letten in den vier Wochen besichtigt. Sie sahen eine U-Bahn -Baustelle, „Schmutzwasserleitungsverlegungen“, „Baugruben in Leichtspundbodenverbau“, Beispiele des „frostfreien, konstruktiven Straßenbaus“ und des „unterirdischen Rohrvortriebs bei den Wasserbetrieben“ und sie besichtigten das Klärwerk Ruhleben sowie das Heizkraftwerk Moabit. „Die vier Herren haben ein sehr gutes technisches Verständnis gezeigt“, lobte ein Spandauer gestern. Einmal durfte Jakimowitsch sogar eine Zehn-Tonnen-Straßenwalze fahren „ganz allein“. Zu Hause ist er Chefingenieur des staatlichen Rigaer Tiefbau-Trusts mit 2.000 Beschäftigten.

Jakimowitsch ist Russe, aber seit 40 Jahren in Lettland, wie er betont. Zwei der vier Rigaer Gäste waren lettischer Nationalität. Sie taten keinen Mucks auf der Pressekonferenz, die Jakimowitsch mit schönen Worten über Frieden und Völkerverständigung bereicherte. Der Bezirk Spandau würde seine freundschaftlichen Kontakte mit der Fast -Millionen-Stadt Riga gerne zu einer regelrechten Partnerschaft ausbauen. Natürlich betrachtet auch SPD -Baustadtrat Jungclaus das als Beitrag zur „Friedenssicherung“ und natürlich möchte er den heimischen Tiefbaufirmen, die unter dem neuen Senat nicht gerade mit Aufträgen verwöhnt werden, neue „Märkte“ eröffnen. „Wir hätten Kapazitäten frei und könnten sofort in Riga arbeiten“, versicherte Göttsche. Ganz unvermeidlich fiel das Wort Joint-ventures. Erst einmal geht es freilich um einen Gegenbesuch von Spandauer Ingenieuren in Riga. Wie allein der finanziert werden könnte, ist noch völlig unklar.

hmt