BEINAHE RADKAPPEN-IQ

■ Macht Autofahren blöd und leichtsinnig? / Berliner Autofahrer lassen sich gerne betrügen / Die Justiz ist machtlos - kann Batman noch helfen?

Die erste grobe Dummheit begann in Beverly-Hills. Von dort adoptierte der 23jährige TU-Absolvent Harro Heilmann zusammen mit autobesessenen Freunden einen amerikanischen 69er „Mustang“ direkt nach Berlin. Dank 5 Litern Hubraum erwies sich der klassische Sport-Ford aus der „Muscle-Car„ -Ära später aber als ungezogener und teurer Spritschlucker. So sollte die unwirtschaftliche Schleuder schnellstmöglich auf den Gebrauchtwagenmarkt, wobei dem branchenunkundigen Heilmann der zweite schwere Fehler unterlief.

Er unterschrieb in einem Moabiter Autohaus ein angebliches Sachverständigengutachten, das sich später als Kaufvertrag herausstellte - nicht ohne dort auch noch vorschnell alle Wagenpapiere abgegeben zu haben. Der Verkäufer arbeitete mit einem Uralt-Trick Marke Nepper, Schlepper, Bauernfänger: er verdeckte einfach, während der Akademiker Heilmann das Vertragswerk signierte, den Kopf des Formulars.

Anschließend bot der Autohai statt der vereinbarten Mindestsumme von 10.000 Mark nur magere 3.965 Mark und wedelte voll des Hohns mit dem Vertrag. „Das Auto gehört mir!“ Arglistig getäuscht von der Firma fühlt sich freilich nicht nur Harro Heilmann. Auf eine Kleinanzeige des Geschädigten Andreas Mewes (27) meldeten sich ganze 40 Leidensgenossen.

Mewes hatte bei der Moabiter Firma ein „Verkaufsangebot“ unterschrieben, weil ihm der Verkäufer für seinen Daimler 190E Baujahr '84 mündlich den verlangten Kaufpreis von 17.900 Mark garantiert hatte. Nachdem ein eingeschalteter ominöser Gutachter nur einen Schätzwert von rund 16.000 Mark ermittelte, händigte Mewes seinen Mercedes intelligenterweise nicht aus. Allerdings soll der Mann nun einen „Schadensausfall“ in Höhe von 3.000 Mark bezahlen.

Schlimmer unter die Reifen kamen offenbar zahlreiche Besitzer der sehr beliebten Daimler-Benz-Jahreswagen (scheckheftgepflegt). Aus dem Geschäftsgebaren einer anderen Export- und Import-Firma sind allein neun Betrugsfälle bekannt, die nach folgendem Strickmuster verliefen: Nach einer „Probefahrt“ fuhr der Verkäufer die Wagen blitzschnell auf den Firmenhof und blockierte sie mit anderen Autos. Der Daimler war futsch und perdu.

Einige dieser PKWs werden auf diese schimpfliche Weise seit mehr als einem Jahr festgehalten. Doch mit gerichtlichen Vollstreckungstiteln ist gegen das Car-napping nichts auszurichten: denn die entführende Firma ist inzwischen längst inexistent.

Thomas Knauf