„Skandal nicht fördern“

■ Aids-Behandlung: Schwule Abgeordnete und Ellis Huber protestieren gegen mangelnde Zusammenarbeit des Virchow-Krankenhauses mit Selbsthilfegruppen

Die psychosoziale Betreuung von Aids-Patienten im Rudolf -Virchow-Krankenhaus (RVK) und die mangelnde Zusammenarbeit des Klinikums mit Aids-Selbsthilfegruppen sind von Ärztekammer-Präsident Ellis Huber und den schwulen AL -Abgeordneten Telge und Eckert scharf kritisiert worden. Wie Huber in einem Schreiben des „Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes“ an Eckert mitteilte, werde die Zusammenarbeit des RVK von den im „Aids -Koordinationstreffen“ zusammengeschlossenen Selbsthilfegruppen als „besonders schlecht“ beurteilt. So sei den Gruppen vom RVK-Aids-Forscher Professor Pohle der Zutritt zu den Stationen „für lange Zeit untersagt“ worden. Auch Mitarbeiter eines „Modellprojekts zum Ausbau ambulanter Hilfen“ des Bundesgesundheitsministeriums klagten über die mangelnde Kooperationsbereitschaft des RVK.

Wie aus dem Huber-Brief und Stellungnahmen des AL -Abgeordneten Telge weiter hervorgeht, sei die Stelle eines „klinischen Koordinators“ am RVK, der die Zusammenarbeit zwischen der Klinik und den Selbsthilfegruppen gewährleisten soll, seit Juli unbesetzt. Auch sei die Aids-Fortbildung des Pflegepersonals, für die dem RVK jährlich 300.000 Mark zur Verfügung stünden, nur im Rahmen des regulären Unterrichts und von Juli '88 bis Juli '89 „mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht“ erfolgt. Telge: „Am RVK wird klinisiert, die Leute werden zu Dauerpatienten gemacht. Für die psychosoziale Betreuung ist dort niemand zuständig“.

Für die AL-Fraktion erklärte Telge, daß „eine Förderung dieses Skandals mit 300.000 Mark“ im Haushalt 1990 „für die AL völlig ausgeschlossen“ sei.

kotte

Ein ausführlicher Bericht folgt