: Psychiatrie in der BRD-betr.: "Zwei Quadratmeter Deutschland", taz vom 10.10.89
betr.: „Zwei Quadratmeter Deutschland“, taz vom 18.10.89
Wir sind eine Anlauf- und Beschwerdestelle für Psychiatrie -Betroffene. Nicht nur im Landeskrankenhaus Bedburg-Hau müssen PatientInnen oft jahre- und jahrzehntelang unter menschenunwürdigen Bedingungen dahinvegetieren.
Auf der geschlossenen Station 6 c des Landeskrankenhauses Düsseldorf teilen sich bis zu zwölf Patienten einen Schlafraum. Im Landeskrankenhaus Viersen auf der geschlossenen Aufnahmestation 16 a wird in Vierbettzimmern für ein weiteres Bett Platz geschaffen, indem die Schränke auf den Flur gestellt werden. Die persönliche Habe der Patienten ist vor Diebstahl nicht mehr sicher.
Auf den genannten Stationen in Viersen und Düsseldorf sind psychisch kranke Straftäter untergebracht, die dort für unbestimmte Zeit bleiben müssen. Diese Art der Freiheitsentziehung ist nicht wie die „normale“ Freiheitsstrafe im Gefängnis zeitlich befristet.
Soweit die Patienten keinen Ausgang haben, werden sie auf den Stationen damit beschäftigt, Pritt-Stifte zusammenzustecken, Kartons zu kleben oder Wäscheklammern zu verpacken. Für diese „Arbeitstherapie“ von ca. sechs Stunden täglich bekommen sie eine „Belohnung“ von 1,50 Mark in der Stunde.
Der Landschaftsverband Rheinland als Träger dieser Kliniken hat zwar eingeräumt, daß zum Beispiel Zwölfbettzimmer nicht den Anforderungen des Maßregelvollzugsgesetzes entsprechen. Bisher hat sich aber an den Zuständen in Viersen und Düsseldorf nichts geändert.
Ursula Löw, Die Entfesselten
Alternativ zur Psychiatrie e.V., Düsseldorf 1
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