Swapo-Invasion war Ente

Vier Tage vor den Unabhängigkeitswahlen in Namibia lanciert Südafrikas Außenminister „Pik“ Botha eine Falschmeldung / Dementis von UNO und Swapo  ■  Aus Windhuk Hans Brandt

Kaum 24 Stunden nachdem der südafrikanische Außenminister Roelof „Pik“ Botha in einer dringend einberufenen Pressekonferenz vor einer schweren Bedrohung des Unabhängigkeitsprozesses in Namibia gewarnt hatte, steht er blamiert da. Seine Behauptung, daß etwa 700 Kämpfer der südwestafrikanischen Volksorganisation (Swapo) im Norden Namibias die Grenze von Angola überquert hätten, wurde sowohl von der „United Nations Transition Assistance Group“ (Untag) als auch von der Swapo scharf dementiert. Botha hatte sich auf angeblich von Südafrika abgehörte Untag -Funkgespräche berufen. Der UNO-Sonderbeauftragte Martti Ahtisaari sagte schon wenige Stunden später, daß „diese Berichte aus keiner Untag-Quelle stammen“. Swapo -Wahldirektor Hage Geingob nannte Bothas Behauptungen eine Lüge. Unterdessen sind Delegationen der UNO und Südafrikas in den Norden gereist, um vor Ort zu prüfen.

Botha selbst machte gestern einen Rückzieher: „Ich hoffe, ich hatte nicht recht und die Information ist falsch.“ Botha hatte vor seiner Pressekonferenz weder den südafrikanischen Generalverwalter in Namibia, Louis Pienaar, noch die die Untag konsultiert. Die wurden von den Behauptungen vollkommen überrascht. „Das Büro des Verwalters weiß nicht, wie diese Informationen gesammelt wurden“, sagte ein Sprecher von Pienaar gestern. „Ein Bericht der Polizeiführung bestätigte heute morgen, daß es im Land besonders ruhig ist.“ Pienaar sah sich nach einiger Aufregung in der weißen Bevölkerung dennoch genötigt, das Land zur Ruhe aufzurufen. „Die Vorbereitungen für die kommenden Wahlen dauern an“, sagte er. „Es gibt keinen Grund zu ernsthafter Sorge.“ Für den Abend kündigte er eine Fernsehansprache an. Vom 7. bis 11.November soll in Namibia in freien Wahlen eine verfassunggebende Versammlung gewählt werden. Weiße in Namibia haben sich in den letzten Tagen schon auf einen Sieg der Swapo „vorbereitet“. In einigen Städten rieten die Behörden, Vorräte an Lebensmitteln, Wasser und Munition anzulegen. Um dieser Unruhe entgegenzuwirken, will Ahtisaari bei Botha offenbar eine förmliche Entschuldigung für seine Behauptungen fordern.

Botha war offenbar technisch gewandten Saboteuren auf den Leim gegangen, die noch immer versuchen, den Unabhängigkeitsprozeß in Namibia zum Scheitern zu bringen. Es wird vermutet, daß es sich dabei um ultrarechte Weiße handelt. Überraschend ist dennoch, daß er mit den unbestätigten Informationen an die Öffentlichkeit ging, statt sie zu prüfen.

In den letzten Wochen hat es wiederholt Gerüchte gegeben, wonach Swapo-Kämpfer sich im Süden Angolas aufhalten und versuchen, die Grenze nach Namibia zu überqueren. Die Untag hat das wiederholt nicht bestätigen können. Nach ihren Angaben befinden sich noch etwa 300 Swapo-Kämpfer in Angola, aber nördlich des 16. Breitengrades, mehrere hundert Kilometer nördlich der Grenze. Siehe Kommentar auf Seite 8