Oskar gegen Hertha 3:0

■ Hertha BSC verliert in Saarbrücken / Schlechtes Spiel beim Gipfeltreffen / Lafontaine bringt Glück, taugt Momper zum Hertha-Maskottchen?

Zum Bundesligastart 1963/64 gehörten sie beide zur Creme de la creme; vor dem Spiel in Saarbrükken stand Hertha BSC an der Tabellenspitze der Zweiten Bundesliga, einen Punkt vor dem gastgebenden 1.FCS. Die Herthaner, nach dem letzten Bundesligaabstieg zeitweilig im Sumpf der Oberliga Berlin versunken, wollen bis 1992 - da wird die senile Dame einhundert - wieder erstklassig sein. Der 1.FC Saarbrücken stand schon im Juni dieses Jahres dicht vor diesem Ziel. „Ich hab‘ gedacht, es gibt ein gutes Spiel, aber dann war es nur ein gutes Ergebnis“, faßte FCS-Trainer Klaus Schlappner den Abend im Ludwigspark zusammen. Für ein Gipfeltreffen der Besten der Liga war das Gebotene zu eintönig. Hertha BSC gelang es zwar zunächst, das Spiel der Saarländer zu kontrollieren, doch der Überraschungslibero von Trainer Werner Fuchs, Alibi-Stürmer Helmut Rombach, verdarb das Berliner Konzept. Erst ein dummes Foul an Knoll - Gelb für Rombach -, dann nach 23 Minuten der totale Blackout gegen Pförtner - Rot für Rombach -, der als „freier Mann“ nun zurück auf die Bank durfte, um zuzusehen, wie Saarbrückens ghanaischer Nationalspieler Anthony Yeboah den Elfmeter zum 1:0 nutzte. Dabei hatte es Schiedsrichter Prengel aus Düsseldorf noch gut gemeint mit dem blindwütigen Herthaner, doch der erbarmungslose Linienmann hatte aufgepaßt - die zweite Gelbe Karte für den gleichen Spieler ließ er nicht gelten und verschaffte so Prengel den nötigen Durchblick. Hertha stellte nun um. Mischke spielte Libero, Nibel blieb bei Yeboah, der sich kaum entfalten konnte. Angriffe der Berliner blieben aber rar. Neun Minuten vor der Pause setzen die besten Saarbrücker Knoll und Schlegel ihren Rechtsaußen Krätzer ein, der Junghans den Ball durch die Beine schoß. 2:0. Geburtstagskind Nibel und Zernicke mühten sich zwar, doch mit zehn gegen elf bei 0:2 war das Spiel frühzeitig entschieden. Das 3:0 in der 86. Minute war dann der Schlußpunkt eines niveauarmen Spiels. Saarbrücken war „nicht so dumm und dusselig“ (Schlappner), durch eigene Offensive Konter der Hertha zu ermöglichen, sehr zum Verdruß der 22.000 ZuschauerInnen. So bleibt nur die Erkenntnis, daß die ersten Fünf der Zweiten Liga zwar nicht viel schlechter aber eben auch nicht besser sind als die letzten Acht der Ersten Bundesliga. Ein verfrühter Aufstieg könnte insbesondere für Herta BSC schnell wieder der Auftakt zum Fall ins Bodenlose werden. Es sei denn, man verpflichtet Walter Momper für sämtliche Heimspiele zum Zuschauen. Das Beispiel seines saarländischen Kollegen Oskar Lafontaine läßt hoffen: Wenn er im Saarbrücker Ludwigspark aufkreuzt, pflegt der 1. FCS zu gewinnen.

Aus Saarbrücken Günter Rohrbacher-List