Standbild: Feuer unterm Arsch

■ Freitagnacht, N3

(Freitagnacht, N3, 22 Uhr) Nach einigen schlappen „Freitagnächten“ hatte die Sendung diesmal endlich wieder „Feuer unterm Arsch“. So jedenfalls stand es schon auf dem T -Shirt von Rosa von Praunheim. Das Temperament dieser Sendung steht und fällt mit Thema und Studiogästen. Diesmal stimmte beides. „Eifersucht“ sorgte für leidenschaftliche Debatten und in Lea Rosh‘ schicken Polstern rekelten sich hochkarätige Experten für Sex und Gefühle.

Mit Anja Meulenbelt, Ernest Bornemann, Rosa von Praunheim (ganz in rosa Glitzer-Plüsch - zum Reinbeißen schön!), Lisa Fitz und Marina Gambaroff hatte Lea Rosh gleich fünf „liberalistische Weltmeister“ ins Studio geholt, wie der musikalische Pausenfüller Heinz-Rudolf Kunze bemeckerte. Dazu die Schauspielerin Ingrid van Bergen, deren „Sach -Kompetenz“ - sie hat ihren Liebsten erschossen - auf ziemlich rüde Art in die Sendung eingeführt wurde.

Den Part der Buhfrau mußte die Theologin Elisabeth Motschmann übernehmen, die für Familie, ewige Treue und traute Zweisamkeit focht und sich wacker schlug. Lisa Fitz mußte zum wiederholten Mal ihre inzwischen reichlich angekratzte Schallplatte vom flotten Dreier abspielen, was aber nicht ihr, sondern der Talkmasterin anzukreiden ist, die sie erneut darauf festnagelte. Von Anja Meulenbelt war kaum was zu hören und so blieb Tirmiziou Diallo mit seinen Einschätzungen über Eifersucht im afrikanischen Kulturkreis und über die Verrücktheiten der deutschen Familie der spannendste Experte. Anstatt ihn ständig zu unterbrechen, hätte es den „Europäern“ gutgetan, gerade ihm zuzuhören, weil er eine ganz andere Weltsicht offenbarte. Leider litt vor allem Lea Rosh heftig unter ihrer Unterbrecheritis und kanzelte Diallo barsch ab.

Eckig, ehrlich und ohne nach Beifall zu schielen, argumentierte Bornemann, der die Eifersucht immer wieder auf ihre familiäre Ursprunge zurückführte. Sein provokanter Satz, daß „blöde Mütter auch blöde Kinder“ erziehen, löste Tumulte aus. Bornemann solle keinen solchen „Scheißdreck daherreden“ brüllte Werner Schneyder von der Zuschauerbank. Er sei doch sowieso kein anständiger linker Kabarettist, donnerte Bornemann zurück. Prima, so wollen wirs haben.

Ansonsten lebte die Sendung vom missionarischen Eifer mit dem Frau Motschmann für die zugenagelte Zweierkiste kämpfte und die Liberalen für Freiheit und Sex. Schneyder und Kunze mutierten plötzlich zu Verteidigern der aufrechten Moral. Sie bejammerten, daß die Theologin ohne Begleitschutz in die Höhle der Sex-Löwen eingesperrt wurde.

Manfred Kriener