„Kriegserklärung“ zum Ladenschluß

■ FPD will das Gesetz ganz abschaffen / Thema für die Bundestagswahl / Gewerkschaften empört

Frankfurt (ap) - Heftige Reaktionen hat am Wochenende die Ankündigung der FDP ausgelöst, sie wolle für die völlige Abschaffung des Ladenschlußgesetzes streiten. Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) sprach von einer „Kriegserklärung an alle Arbeitnehmer“. Auch die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) wandte sich gegen die Haltung der Freien Demokraten.

FDP-Generalsekretärin Cornelia Schmalz-Jacobsen sagte in einem Interview, ihre Partei werde die Forderung nach Abschaffung des Ladenschlußgesetzes im Bundestagswahlkampf 1990 zu einem Thema machen. Sie verwies auf gute Erfahrungen mit dem neuen, langen Donnerstag und betonte, jedes Geschäft solle künftig die Öffnungszeiten selbst festlegen können, ohne allerdings die Öffnungszeit insgesamt zu verändern. Das jetzige Ladenschlußgesetz sei überflüssig. Die Generalsekretärin forderte die Gewerkschaften auf, ihre „Blockadepolitik“ gegen den langen Donnerstag aufzugeben.

Die DAG sprach daraufhin von einer „Kriegserklärung“ an alle Arbeitnehmer. „Wer zum Zwecke parteipolitischer Profilierung die geregelte Arbeitszeit von 2,3 Millionen Beschäftigen des Einzelhandels zur Demontage freigibt, handelt zutiefst verantwortungslos“, erklärte DAG -Bundesvorstandssprecher Ingo Schwope.

Die Gewerkschaft HBV wandte sich entschieden gegen eine Abschaffung des Ladenschlußgesetzes. Margret Mönich-Raane, Mitglied im geschäftsführenden HBV-Vorstand, verwies auf die damit verbundenen „unzumutbaren Belastungen“ der betroffenen Beschäftigten. Der FDP warf die Gewerkschafterin vor, sich der „Ellenbogengesellschaft“ verschrieben zu haben. Solche Forderungen seien daher „im Progamm der FDP durchaus logisch“.