„Der Eigentümer würde begrüßen...“

■ Episode vom Wohnungsmarkt: „Sozialer“ Vermieter will Übersiedlern helfen - und „bittet“ um Auszug der Mieter / Das Problem: Wohin mit den alten Mietern?

Der Berliner Mieter Rudolf M. staunte nicht schlecht, als er am 7. Oktober ein Schreiben seiner Hausverwaltung bekam, in dem es hieß: „Nach eingehender Diskussion mit dem Eigentümer des Hauses haben wir in Erfahrung gebracht, daß die jetzt freistehenden Wohnungen für Aus- bzw. Übersiedler zur Verfügung gestellt werden sollen. Da in Berlin akute Wohnraumnot herrscht, vor allem für Aus- und Übersiedler, faßte der Eigentümer diesen Gedanken, um seinen Teil zur Entspannung der Situation beizutragen.

Deshalb würde es der Eigentümer begrüßen, wenn Sie durch aktive Mitarbeit, die entsprechend honoriert werden soll, mithelfen. Die Honorierung bezieht sich auf den Auszug aus Ihrer Wohnung und soll Ihnen helfen, schnelleren Zugriff auf Ersatzwohnraum zu finden. Auch wir werden uns bemühen, Ersatzwohnraum für Sie zu besorgen.“

Da wollte sich also der edle Herr Vermieter sein soziales Engagement sogar noch etwas kosten lassen. Aber irgendwann muß wohl bei der Planung etwas schief gelaufen sein, denn als Rudolf M. in der vergangenen Woche zu seiner Hausverwaltung ging, um sich ein finanzielles Angebot machen zu lassen, hatte die schon wieder umdisponiert. Man habe inzwischen eingesehen, daß man in diesen Zeiten nicht einfach seine Mieter vor die Tür setzen könne. Denn die würden bei der derzeitigen Wohnungsmarktsituation ja selbst nie wieder eine neue Wohnung finden. Man habe deshalb den Plan mit den Aus- und Übersiedlern fallengelassen. Auch die vor einigen Monaten angekündigte Modernisierung solle preiswerter gestaltet werden, damit die Mieter nicht unnötigen sozialen Härten ausgesetzt würden.

Soviel soziales Gewissen ist wohl fast schon ein wenig unheimlich. Ein bißchen Licht kommt vielleicht in diese merkwürdige Geschichte, wenn man sieht, daß bereits sieben Mietparteien ausgezogen sind. Diese Wohnungen können jetzt also nach Herzenslust und ohne Rücksicht auf Mietereinwände modernisiert werden. Danach lassen sie sich natürlich wesentlich teurer vermieten - vielleicht auch an Aus- und Übersiedler. Denn wenn sie zimmerweise und möbliert zur Verfügung gestellt werden, zahlt das Sozialamt die Miete, und zwar pro Kopf und Nacht. Das ergibt pro Monat einen dicken Gewinn für den Vermieter. Eine andere Erklärung: Wenn irgendwo im Haus Aus- oder Übersiedler untergebracht werden, kann sich der Hauseigentümer den Ausbau des Dachgeschosses wesentlich höher bezuschussen lassen als normal üblich. Das ist schließlich auch nicht unattraktiv.

Zudem ist es nicht einfach, bestehende Mietverhältnisse einach zu lösen, sodaß es ohnhehin nicht leicht wäre, das gesamte Haus für Haus- und Übersiedler freizumachen. Rudolf M. jedenfalls wartet jetzt erst einmal ab, was sich im Hause so tut. (man könnte meinen, das die ausreisewelle von diesem asozialem hausbesitzerpack initiiert wäre. und senatens hofiert diese schwerstkriminellen noch mit zuschüssen und werweißwas. sezza)

Cornelia Haring