Mehrheit weggelassen-betr.: "Aufruf für türkische Flüchtlinge", taz vom 3.11.89

betr.: „Aufruf für türkische Flüchtlinge“, taz vom 3.11.89

Die taz schenkt einem Aufruf der Gesellschaft für bedrohte Völker viel redaktionellen Platz, der von Kurt Biedenkopf, Günter Grass und dem kürzlich bei der CSU auffällig gewordenen Martin Walser unterzeichnet ist. In dem Papier wird ein Bleiberecht für assyrische Christen und Yeziden gefordert.

Was die Betroffenen angeht, so ist die Forderung nur zu richtig, wo es um den Aufruf und seine Unterzeichner geht, handelt es sich um Selektion, weil die große Mehrheit der verfolgten Kurden und Türken schlicht weggelassen wird. Von ihnen gibt es wohl zuviele, weswegen es erträglicher erscheint, die Bedrohten nach Vorzugsklassen zu unterscheiden: nach Christen etwa, das sind wir nämlich selber, und nach kleinen exotisch besetzbaren Volksgruppen. Weil diese Auswahlpraxis auch vor „Überfremdung“ schützt, werden die Innenminister des Bundes und der Länder derartige humanitäre Aufrufe sehr zu schätzen wissen.

Hans Uthecht, Frankfurt am Main 1