Wecker für die NRW-Grünen

■ Landesvorstandssprecher: Parteivolk „muß aus den Socken kommen“

Düsseldorf (taz) - Den nordrhein-westfälischen Grünen steht auf dem Landesparteitag Anfang Dezember, der über die „Reserveliste“ für die Landtagswahl im Mai nächsten Jahres entscheidet, eine harte Grundsatzauseinandersetzung über den künftigen Kurs der Partei bevor. In einem dringlichen Appell hat jetzt der umweltpolitische Sprecher des Landesvorstands der NRW-Grünen, Reinhard Loske, das Parteivolk aufgefordert, „aus den Socken zu kommen“ und sich einzumischen, damit nicht jene, die die „Vergewerkschaftung der Gesellschaft“ zum Ziel grüner Politik erklärten, weiterhin den Kurs bestimmten. Auf dem zwei Wochen zurückliegenden Programmparteitag habe sich, so stellt Loske in einem zweiseitigen Brief fest, „einmal mehr die linksradikal -gewerkschaftliche Pose gegen eine ökologische Grundorientierung durchgesetzt“. Konsequente ökologische Politik sei als „mittelstandsorientiert“ denunziert und eine Denkschule wiederbelebt worden, „die ökologische Probleme lediglich als Klassenproblem“ begreife. Bei den NRW-Grünen feiere die „traditionssozialistische Phraseologie fröhliche Urständ“. Loske, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der grünen Bundestagsfraktion arbeitet, hatte jene realpolitisch orientierte „Landespolitische Erklärung“ mitformuliert, die beim letzten Parteitag einem Alternativentwurf aus dem linken Lager um Eckhard Stratmann unterlag. Den „Traditionslinken“ hält Loske vor, aus der „ökologischen Industrialismuskrtik“ eine „grün getünchte sozialistische Kapitalismuskritik“ zu machen. Wer glaube, „daß die radikale Pose plus Koalitionsangebot an die SPD Politikfähigkeit ergibt“, der gefährde den Einzug in den Landtag. Es gehe um den Entwurf „glaubwürdiger Gegenkonzepte“, die solange nicht zustande kämen, wie „Traditionslinke“ das Wort führten.

Walter Jakobs