Methadonprogramm für Schleswig-Holstein

■ Anfang 1990 soll in Schleswig-Holstein ein Ersatzdrogenprogramm für Drogenabhängige starten

Kiel (taz) - Die schleswig-holsteinische SPD-Landesregierung wird voraussichtlich zum Jahresbeginn 1990 ein Methadon -Programm für Heroinabhängige auflegen. Das teilte der Vorsitzende des Sozialausschusses im Kieler Landtag, Uwe Amthor (SPD), in einem Interview mit der taz-Hamburg mit. Im Haushaltsentwurf der Landesregierung seien 2,5 Millionen Mark für die Therapierung Drogensüchtiger vorgesehen. Damit soll das Angebot für Abstinenztherapien erweitert sowie Ersatzdrogenabgabe und die zwingend dazugehörende psycho -soziale Betreuung organisiert werden. Allein für den Kauf des Medikamentes Methadon sind im Haushaltsentwurf 80.000 Mark vorgesehen. Zur Anzahl derer, die Methadon bekommen werden, konnte Amthor noch keine Angaben machen. Auch wer Kostenträger für eine „ersatzdrogengestützte Therapie“ - so die Bezeichnung im schleswig-holsteinischen Drogenhilfeprogramm - wird, ist noch unklar. Derzeit laufen Verhandlungen mit den Krankenkassen. Bis zu einer Einigung wird das Land in „die Bresche springen“, so Amthor. Weiterhin ist ungeklärt, welches Gremium die jeweils individuelle Entscheidung für die Teilnahme von Junkies am Ersatzdrogen-Programm fällen wird. Das habe die schleswig -holsteinische Drogenbeauftragte in den nächsten Wochen zu erarbeiten. Amthor rechnet aber damit, daß zu diesem Zwecke eine Kommission aus DrogenberaterInnen, ÄrztInnen und PsychologInnen zusammengestellt wird. Zwar könnten in keinem Falle alle Rauschgiftsüchtigen in Schleswig-Holstein von den Therapieangeboten erreicht werden - im nördlichsten Bundesland gibt es nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 700 Opiatabhängige - doch müsse die Landesregierung ihre Bereitschaft beweisen, den derzeitigen Zustand zu ändern. Darum orientiere sich das schleswig-holsteinische Methadonprogramm nicht am Hamburger Modell, das von der Ärztekammer der Hansestadt verantwortet werde. Die Federführung beim Kieler Modell solle eindeutig beim Sozial und Gesundheitsministerium liegen. Die Ärztekammer habe lediglich unterstützende und beratende Funktion. Bisher machte sich die schleswig-holsteinische Ärztekammer als beinharte Gegnerin von Ersatzdrogentherapien einen Namen.

Jürgen Oetting