Und donnerstags zum Klauen

■ Besondere Attraktivität des Dienstleistungsabends / Schon 1988 neuer Ladendiebstahlrekord

Berlin/Köln (taz/dpa) - Der Widerstand der Gewerkschaften gegen den Dienstleistungsabend bietet Ladendieben ganz neue Chancen. Nirgendwann sonst sind die Kassen so schlecht besetzt, schlendert so wenig denunzierwilliges Personal auf Prämienjagd durch die Gänge, treiben sich Detektive zwischen den Regalen herum. In einigen Geschäften soll die Diebstahlrate so weit hochgeschnellt sein, daß die Verluste daraus den zusätzlichen Gewinn wieder zunichte gemacht haben, ist aus verschiedenen Läden zu hören.

Aber auch sonst ist die individuelle Enteignung weitergegangen. Ladendiebstähle haben im vergangenen Jahr mit knapp 354.000 registrierten Fällen und einem Zuwachs von 0,6 Prozent einen neuen Rekordstand erreicht. Das berichtete die Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels (BAG) in Köln am Dienstag. Dabei handle es sich nur um die „Spitze des Eisbergs“, denn Fachleute gingen von einer Dunkelziffer von mehr als 95 Prozent aus. Der Gesamtschaden gehe in die Milliarden, hieß es. Bei den einfachen Ladendiebstählen betrug der durchschnittliche Warenwert nach BAG-Angaben 128 DM, bei den schweren Fällen 1.207 DM. Ausländern seien unter den Tätern mit 23,6 Prozent besonders stark vertreten. Bevorzugte Artikel der Langfinger seien Leder- und Strickwaren, Parfümerieartikel, Uhren und Schmuck, Tonträger, Autozubehör sowie Sport- und Freizeitartikel.

Am wenigsten werde - gemessen am Bevölkerungsanteil - in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen gestohlen, überproportional beteiligt seien dagegen die verarmten Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Hochburgen des Ladendiebstahls seien die Großstädte mit über 500.000 Einwohnern, die mit knapp 32 Prozent weit über ihrem Bevölkerungsanteil beteiligt seien.

diba