Logistik statt Humanität

■ Britische Sondereinsatztruppe bildet auf Geheiß ihrer Regierung kambodschanische Guerillas in Thailand aus

Die britische Sondereinsatztruppe SAS (Special Air Service) bildet seit vier Jahren kambodschanische Guerillas in Thailand aus. Das hat in der vergangenen Woche die Zeitschrift 'Jane's Defence Weekly‘ enthüllt. Das Verteidigungsministerium in London habe den SAS-Einsatz 1985 angeordnet. Im selben Jahr hat eine Elitetruppe, die aus Veteranen des Malwinenkrieges gegen Argentinien bestand, ein geheimes Ausbildungslager in der Nähe des Flüchtlingslagers „Site B“ an der kambodschanischen Grenze eingerichtet. Dort erteilten die Briten einem 250 Mann starken Bataillon Unterricht in Sabotageoperationen gegen die Regierung in Phnom Penh. Die Soldaten waren in Einheiten von sechs Mann unterteilt und arbeiteten unabhängig von einander. Das Bataillon war Teil des „nicht-kommunistischen Widerstands“ von Prinz Sihanouk.

Seit dem Rückzug der vietnamesischen Truppen im letzten Monat ist dieser Widerstand in die „Nationale Armee“ unter Führung der Roten Khmer integriert und wird von Son Sen, einem Vertrauten Pol Pots, kommandiert. Sie hat in den vergangenen Wochen ihre Angriffe auf die Regierungstruppen verstärkt. Das britische Verteidigungsministerium hatte dem SAS-Einsatz auf Anraten der USA zugestimmt: Die Position der„schwächeren Koalitionsmitglieder der demokratischen Regierung Kambodschas“ gegenüber den Roten Khmer sollte gestärkt werden. Nach der Integration dieser Truppen in die Nationale Armee sei jedoch genau das Gegenteil erreicht worden, schreibt das 'Jane's Defence Weekly‘.

Eine besonders pikante Note erhält die Enthüllung dadurch, daß der UN-Vollversammlung auf Betreiben Großbritanniens am 15.November eine Resolution vorgelegt werden soll, in der „ausländische bewaffnete Einmischung und Besetzung in Kambodscha“ verurteilt werden. Diese Einmischung sei der „Grund für fortgesetzte Feindseligkeiten“ in dem südostasiatischen Land.

Ralf Sotscheck