Neue Vorwürfe gegen Professor Pohle

■ Dem Chef der Aids-Station im Rudolf-Virchow-Krankenhaus (RVK) Doppelfinanzierung vorgeworfen / AL kritisiert „Forschung ohne Rechenschaft“

Der Leiter der Aids-Station des RVK, Hans-Dieter Pohle, soll Doppelfinanzierung in Höhe von mehreren hunderttausend Mark betrieben haben. Dieser Vorwurf der AL reiht sich in eine Kette von Kritikpunkten an der RVK-Aids-Station ein. Wie die taz gestern berichtete, gibt es bei der psychosozialen Versorgung von Patienten und der Kooperation mit Selbsthilfeprojekten gravierende Mißstände. Deshalb fordert die AL die Streichung von 300.000 Mark an Zusatzmitteln für Pohle aus dem Haushalt 1990, um sie zugunsten der Selbsthilfeprojekte umzuschichten.

Nach AL-Recherchen hat Pohle ein Diagnosegerät, das im Haushaltsplan der Gesundheitsbehörde für 1990 mit 135.000 Mark veranschlagt ist, bereits in diesem Jahr angeschafft. Ein Ultraschallgerät wurde doppelt vom Bund und vom Land Berlin angekauft. Laut AL ist die Notwendigkeit eines zweiten Geräts offen. Außerdem wies der AL-Abgeordnete Telge darauf hin, daß Pohle die ihm seit 1987 zur Verfügung stehenden 300.000 Mark (Haushaltstitel: „Ersatz von Ausgaben zur Einarbeitung von Personal bei der Aids-Versorgung“) 1987 und 1988 jeweils nur zur Hälfte ausgeschöpft habe. Telge -Kollegin Lydia Hohenberger erklärte, daß auch bei den Geldern für die Fortbildung des Personals von Doppelfinanzierung ausgegangen werden müsse. Pohle gebe dieses Geld vorwiegend für Forschung und Dokumentation aus, erhalte für diese Zwecke aber auch Gelder aus Bonn.

Laut AL ist nicht einzusehen, warum gerade das RVK mit seiner schlechten Versorgung als einzige Aids-Klinik Zusatzmittel erhalten soll. Außerdem kritisiert die AL, daß Pohles Forschungsabteilung nicht in die Universitätskliniken integriert ist und somit ohne Rechenschaftspflicht Forschungsgelder von Stahmer erhalte. Gesundheitssenatorin Stahmer will jedoch bei dem Haushaltstitel für Pohle bleiben, obwohl selbst das „Landesinstitut für Tropenmedizin“, Teil der Stahmer-Verwaltung und für den Pohle-Etat zuständig, ursprünglich eine Kürzung um 150.000 Mark vorgeschlagen hatte.

Die Aids-Gelder werden im Hauptausschuß am Freitag beschlossen. Insgesamt will die AL für den Fixerkontaktladen „Fixpunkt“, das Präventionsprojekt „Stop Aids“ und den Pflegeverein „HIV e.V.“ zusätzlich 700.000 Mark bereitstellen.

kotte