Farthmann für Wiedervereinigung

■ Fraktionsvorsitzender der nordrhein-westfälischen SPD: „Wiedervereinigung würde uns freuen“ / Der Wandlungsprozeß in Osteuropa wäre ohne die Brandtsche Ostpolitik nicht möglich gewesen

Düsseldorf (taz) - Der nordrhein-westfälische SPD -Landtagsfraktionsvorsitzende Friedhelm Farthmann hat seine Partei aufgefordert selbstbewußt die Brandtsche Ostpolitik zu verteidigen und gleichzeitig deutlich zu machen, daß es „unser Wunsch ist, daß die beiden deutschen Staaten wieder zusammen kommen“. Der Wandlungsprozeß in Osteuropa „wäre ohne unsere Ostpolitik nicht möglich gewesen“, sagte der Fraktionschef in einem Gespräch mit Journalisten. Zwar tue man der Entwicklung in der DDR keinen Gefallen, wenn man sie jetzt mit der Forderung nach Wiedervereinigung überfrachte, aber „daß uns eine Annäherung beider Staaten in möglichst kleinen Schritten freuen würde, daran gibt es keine Zweifel“. Seiner Partei, die derzeit nicht gerade den Eindruck einer „Offensivkraft“ vermittle, empfahl Farthmann, diese Linie offensiv zu vertreten. Entscheiden müßte letztendlich jeweils die Mehrheit der Menschen in beiden deutschen Staaten. Möglich sei eine wie auch immer geartete Konföderation. Die „Bedenkenträger“, die sich in der Bundesrepublik gegen eine solche Entwicklung wendeten, seien entweder von „einem miesen Egoismus“ geprägt oder sie hingen immer noch der Idee an, in der DDR müßte ein Musterbeispiel für den realen Sozialismus erhalten bleiben. Tatsächlich seien die DDR-Bürger gegen diese Form des Sozialismus auf die Straße gegangen, was aber keineswegs bedeute, daß sie auch den „freiheitlichen, demokratischen Sozialismus“ ablehnten. Die von der CDU betriebene Gleichsetzung sei eine „schlimme Denunziation“. Wenn die Konservativen das Aufbegehren der DDR-Bürger als „den Wunsch nach Kapitalismus“ interpretierten, dann sei das „blanke Illusion“.

In bezug auf die Landtagswahlen in NRW verteidigte Farthmann die Ausgrenzungspolitik von Rau gegenüber den Grünen. Raus Ablehnung einer Koalition mit den Grünen sei „ein mutiges und respektables Wort“. Seine Position sei nun klar, „und die respektieren wir“. Die Partei binde sich daran, wenn sie ihn zum Spitzenkandidat küre.

J.S.