Öko-Concierge im Kommen

■ Volkshochschule bietet Umschulungskurse für alleinerziehende Mütter / Weg vom Blockwart-Image sollen Hauswartinnen „humanes Wohnumfeld“ schaffen

Vier Bahnen rosa Blümchentapete kleben an der Wand, die Fenster sind nur zur Hälfte abgebeizt. Mit wenigen Handgriffen heben drei Frauen die Rahmen aus den Angeln und legen sie auf die umherstehenden Tische. Dann wird geschmiergelt, gespachtelt und gepinselt.

Die drei gehören zu einer Gruppe von zehn Frauen in einem Kurs der Volkshochschule Charlottenburg. Ihr Ziel: Sie wollen sich als Hauswartinnen qualifizieren. Auf ihrem Stundenplan stehen an zwei Abenden in der Woche nicht nur Tapezieren, Holz- und Malerarbeiten, Fliesen und Elektrotechnik, sondern auch Miet- und Arbeitsrecht, Psychologie und Pädagogik.

An dem Ort zu leben, wo man arbeitet, das müßte besonders für alleinerziehende Mütter ideal sein - so die Idee, die hinter dem Konzept für den Kurs steckt. „Besonders Frauen mit Kindern“, weiß die Initiatorin Monika Oels, „finden schlecht eine Arbeit und einen Job. Als Hauswartinnen bekommen sie beides aufeinmal und verdienen mehr als in den vielen unterbezahlten Stellen als Heimarbeiterinnen.“ Dem schlechten Hauswart-Image soll der Kurs eine „neue Professionalität“ entgegensetzen. Gemeint ist, daß die Hauswartinnen lernen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine humane und ökologische Wohnumwelt zu schaffen.

Bisher aber ist diese Utopie vom Arbeitsalltag einer Hauswartin von der Realität noch weit entfernt. Der Tarifvertrag für HauswartInnen in Häusern, die in Privatbesitz sind, stammt noch aus der Zeit der Blockwarte. 1938 wurden Pfennigbeträge für das „Großreinemachen“ ausgehandelt. Für das „wöchentlich einmalige Reinigen eines Klosetts“ gibt es demnach 1,50 Mark, für die Säuberung des Pissoirs 50 Pfennig. Im ersten Dienstjahr hat die HauswartIn Anspruch auf sechs Tage Urlaub, ansonsten gilt „Anwesenheitspflicht“ rund um die Uhr. Für die Aushandlung von Arbeitsverträgen ist diese Tarifordnung also völlig unbrauchbar. Dagegen stehen sich HauswartInnen bei gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften besser.

Teilen sich Ehepaare die Arbeit, ziehen aber trotz aller Regelungen oft die Frauen den Kürzeren. Sie sind es, die die Klos putzen und die Flure schrubben, während die Männer kleine Reparaturen erledigen und die Gartenarbeit übernehmen. „Dafür“, so schätzt Brigitte Tannert von der HBV, „kassieren die Männer 60 Prozent des Lohns, die Frauen kriegen den Rest.“

Durch den Kurs gut qualifiziert, müssen sich Neueinsteigerinnen im Beruf solche Ungerechtigkeiten nicht bieten lassen. Mit der Seminarbescheinigung in der Hand haben sie Chancen, einen guten Job und eine Wohnung zu finden.

Ute Bertrand