Grüne Wut, Grüner Mut

■ 10 Jahre Grüne in Bremen - Eine Feier ohne Geburtstagskinder heute abend

„10 Jahre Grüne“ feiert die Öko-Partei heute abend, „Grüne Wut - Grüner Mut“ soll das Motto sein. Was war vor zehn Jahren, an jenem 11.11.1979? „Da mußt Du mich nicht fragen“, sagt die Bildungsreferentin Arnhild Moning. „Damals hatte ich mit den Grünen nichts zu tun“. Rainer Oellerich, Fraktionsgeschäftsführer: „Ich erinnere mich an gar nichts.“ Er gehörte damals noch einer anderen Organisation an, hat die Grünen zwar gewählt, aber über sie nur aus der Zeitung erfahren. Lothar Probst, jahrelang Mitarbeiter und Vorstandsmitglied, heute aber ohne Amt und Mandat, erinnert sich an die „Russell-Gruppe“ und die ersten Diskussion um die „Überwindung der Blocktrennung“ in der damals entstehenden neuen Friedensbewegung. Bei der Grünen-Gründung war auch er nicht dabei. Carola Schumann, heute grüne Bürgerschaftsabgeordnete: „Ich weiß nur noch, daß ich damals grün gewählt habe.“ Der erste Wahlerfolg der „Bremer Grünen Liste“ war am am 7. Oktober gewesen. Rudi Dutschkes Engagement für den Bremer Grünen Chaoten Olaf Dinne war es, was sie aufmerken ließ. Ihren ersten Versuch, sich den Grünen als Partei zu nähern, unternahm sie erst vier Jahre später.

Die Umfrage ließe sich fortsetzen: Von denen, die heute in der Rembertistraße im Büro der Grünen arbeiten, war niemand an jenem 11.11.1979 dabei. Einzig Peter Willers gehörte zum engeren Kreis der Gründergrünen, der aber war damals wie Axel Adamietz gegen die Gründung einer Partei und also gegen die Gründung eines Landesverbandes.

Die grüne Lobby - ein Verein von 13 verschworenen Leuten hatte sich schon im Frühjahr 1979 als „Bremer Grüne Liste“ zusammengetan. Keiner im heutigen Grünen Büro weiß, wie deren Vorsitzender hieß, und der ist auch nicht eingeladen heute abend zur 10-Jahres-Feier: Rolf Zschach.

Die Bestrebungen, eine richtige Partei auf Bundesebene zu gründen, führte zum Streit unter den lokal denkenden GründerInnen. Aber Olaf Dinne und Delphine Brox wollten die machtpolitische Struktur nicht anderen überlassen. Solange der ehemalige CDU-Abgeordnete Herbert Gruhl bei den Grünen den Ton angab, blieben sie im Bremer Landespartei-Vorstand.

Jörn Hansen, heute Fraktionsmitarbeiter, ist der „parteiälteste“ im Büro in der Rembertistraße. Er kam im Dezember 1979 dazu und erinnert sich noch an die weniger prominenten Namen aus dem damaligen Vorstand: Bernd Wollenweber, Bernd Vogel ... Beide sind nicht eingeladen heute abend, niemand von den Gründern ist, so bestätigt Grünen-Sprecher Günter Wasewa, „persönlich eingeladen“.

Klaus Wolschner