Abtreibungspille bald weltweit?

■ Internationale Föderation für Familienplanung: RU486 zulassen / Hormonbombe oder großer Durchbruch?

Berlin (taz) - Die Internationale Föderation für Familienplanung (IPPF) hat am Samstag alle Regierungen der Welt aufgefordert, die in Frankreich hergestellte Abtreibungspille RU486 zuzulassen. Die Endeckung dieser Pille bedeute einen „revolutionären Durchbruch“ meinte der IPPF-Generalrat in einer Resolution, die er am letzten Tag seines Treffens im kanadischen Ottawa verabschiedete. Die Pille müsse in der ganzen Welt verfügbar sein, forderte die größte internationale Organisation für Familienplanung (128 Mitgliedstaaten). 200.000 Frauen sterben jährlich an den Folgen heimlicher Abtreibungen, gab die IPPF an und appellierte an die Regierungen, sich nicht von den Gruppen der Abtreibungsgegner unter Druck setzen zu lassen, die gegen die Abtreibungspille Stimmung machen. Die RU486 wurde vom französischen Pharmakonzern Roussel-Uclaf entwickelt und löste bisher erhebliche Kontroversen aus. Von ihren Erfindern und BefürworterInnen als „Revolution“ gefeiert, verhindert das Präparat durch ein Antihormon, daß sich ein befruchtetes Ei dauerhaft einnisten kann. Dadurch wird eine Fehlgeburt eingeleitet, die einer heftigen Monatsblutung ähnlich ist. Das Mittel soll während der ersten drei Schwangerschaftsmonate wirksam sein.

Frankreichs AbtreibungsgegnerInnen hatten vergangenes Jahr derartig heftige Proteste gegen die „Tötungspille“ lanciert, daß Roussel-Uclaf sie zunächst vom Markt nahm. Im Gegensatz zu Frankreich beurteilen Vertreterinnen feministischer Gesundheitsprojekte in der BRD die RU486 mit Skepsis. Sie sei eine „Hormonbombe“, deren gesundheitliche Risiken noch nicht abschätzbar seien. Gewarnt wird auch vor einer Gefahr des Mißbrauchs in der Dritten Welt. Roussel-Uclaf verspricht sich dort nämlich den größten Markt. Die RU486 ist bisher nur in Frankreich und der VR China zugelassen.

uhe