Fahrverbot bei Smog für DDR-Besucher

■ Senat will bei Smogalarm auch Grenzverkehr unterbinden: Ostberliner, Frankfurter und Potsdamer dürfen nicht rein, Westberliner nicht raus

Eine Gesetzeslücke, die die neuen Mauerlücken gerissen haben, will der Senat nun schließen. Das Fahrverbot bei Smogalarm soll künftig auch für den grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Berlin (West) und den DDR-Bezirken Berlin (Ost), Potsdam und Frankfurt/Oder gelten. Damit werde eine Umlandregelung nach westdeutschem Vorbild geschaffen, erläuterte Umweltstaatssekretär Groth auf taz-Anfrage. Die neue „Trabi-Regelung“ wird bei Smogalarm nicht nur den DDR -Zweitaktern die Einfahrt nach West-Berlin verbieten, sondern auch die Ausreise in die drei DDR-Bezirke für Westberliner PKW-Fahrer. Umweltsenatorin Schreyer hatte diese Neuregelung schon am Samstag in der taz angekündigt. Gestern stimmten auch die anderen Senatsverwaltungen der neuen Smogverordnung zu. Sie sieht, wie berichtet, eine Reihe weiterer Verschärfungen vor und soll noch in diesem Winter in Kraft treten.

Der Gestank der DDR-Zweitakter löste nach den Worten von Schreyer-Sprecher Rogalla bereits „Unmut in der Bevölkerung“ aus. Über Kopfschmerzen und Übelkeit, so der Sprecher, hätten am Wochenende viele Passanten geklagt. Ursache sind die Öldämpfe (Kohlenwasserstoffe), die als blauer Rauch dem Trabi-Auspuff entsteigen. Die Zweitakter blasen nach Schätzungen der Umweltverwaltung zehnmal mehr Kohlenwasserstoffe aus als westliche Ottomotoren. Bis heute wüßten die Westbehörden allerdings nichts Genaues über das „Emissionsverhalten“ des Trabis, sagte der zuständige Referatsleiter Breitenkamp. Über die spezifische Schädlichkeit des Trabis können die Umweltbeamten keine Auskünfte geben, weil sie nicht wissen, welche Kohlenwasserstoffe die Abgase enthalten. Mit der Untersuchung von zwei geliehenen Ostautos will Breitenkamp diese Wissenslücke noch diese Woche schließen.

Unbekannt ist auch, wie viele DDR-Zweitakter es waren, die am Wochenende durch die Stadt knatterten. Allzuviele können es nicht gewesen sein, denn in der Bilanz der von den Senatsmeßstellen ermittelten Luftschadstoffe hinterließen die Stinkbomber kaum Spuren. Die Belastung mit Kohlenmonoxid und Stickoxiden stieg zwar, blieb jedoch auf dem Niveau eines normalen Werktages. Wären die Ostautos die hauptsächlichen Verursacher, dann hätten die Kohlenmonoxidwerte stärker ansteigen müssen als die Stickoxidkurve - und das war nach Breitenkamps Angaben nicht der Fall. Eine Einschränkung machte der Referatsleiter: Die stinkenden Kohlenwasserstoffe lassen sich meßtechnisch zur Zeit noch nicht erfassen.

Trotzdem hätte gestern vormittag nicht mehr viel gefehlt, dann wäre von den Behörden die Vorwarnstufe für Smog ausgerufen worden - mit der Empfehlung, den Wagen stehen zu lassen. Schuld daran waren nicht die Autos, sondern die Schwefeldioxidmassen aus den Industrieschornsteinen. Die FU -Meteorologen sagten für heute eine Wetterlage voraus, die die Smoggefahr bannen könnte.

hmt