Rockabilly, kilometerweise

■ Kleines Ted-Happening aus Umzu und Middlesex im Römer

Das Musikerleben ist ein schweres. Nicht nur, daß die Künstler ständig in verqualmten Sälen spielen müssen und oft zuviel Alkohol trinken, in diesen Tagen kommt noch eine weitere Erschwernis hinzu, das 'Wartburg-Syndrom‘. Stundenlang brachte die Nord-Londoner Rockabilly-Formation The Rattlers in Zweitaktdämpfen auf dem Weg von Berlin nach Bremen zu, um bereits kurz nach ihrer Ankunft auf der Bühne des Römers ein Konzert geben zu müssen. Einen kleinen Aufschub gewährte ihnen die Achimer Band Rantanplan, vier sehr junge Herren, die ihren allerersten Gig absolvierten.

Bei einem Rockabilly-Konzert sind die Hinterköpfe des Publikums mindestens so interessant wie die Musik. Die vielfältigen kahlgeschorenen Schädelkonstellationen verführten geradezu in Momenten der Eintönigkeit auf der Bühne zu Vergleichen. Darüber hinaus gehören zu einem richtigen Hardcore-Fan Tätowierungen am Oberarmansatz, zu Gucken gab es also genug, von den Haarbüscheln in allen möglichen Farben und Formen mal abgesehen.

Beide Quartette (Kontrabass, git, git, dr) spielten grundsoliden Rock 'n‘ Roll, schlagzeugbetont und zumeist mit hohem Tempo und dem typischen Slap-Bass. Zu ihrem Repertoire gehören neben Eigenkompositionen auch Cover-Versionen aus der Schatzkiste der Rock-Musik von den Beatles bis zu Phillip Boa. Im Gegensatz zu den Bremer Umländlern, die bis

auf den Ex-Scallywag-Basser Teddy alle noch zur Schule gehen, versuchen es die Engländer mit einer Art Semiprofessionalismus, wie Sänger Nick Peck hinterher und leicht angeschlagen erklärte. Den Rockabilly hätten sie im Blut, von Jugend auf hörten und spielten sie lieber die Ursprünge des Rock'n'Roll aus den fünfziger Jahren. Mit Jazz, Funk oder Acid House können sie gar nichts anfangen. An vier Abenden in der Woche treten sie auf, vorwiegend in England, aber zuweilen auch auf dem Kontinent. Wenn das Geld nicht reicht,

und das kommt oft vor, verdingen sich die Musiker in Teilzeitjobs, ein Los, das sie mit vielen KollegInnen teilen. Die Dimensionen von annähernd fünfhundert ZuhörerInnen, die manchmal in Großbritannien bei ihren Auftritten erscheinen, konnte das Konzert in Bremen allerdings nicht erreichen.

Also hieß es ab auf die Autobahn, unzählige Trabanten überholen und rein in die nächste Disco-Halle. Der Weg zum Ruhm ist oft genug nicht in Geldscheinen, sondern in Kilometern zu zählen. Cool J.F