Namenlos-betr.: "Die Trillerpfeife des Perkussionisten", taz vom 11.11.89

betr.: „Die Trillerpfeife des Perkussionisten“, taz vom 11.11.89

Eigentümlicher Widerstreit: berichtet wird über eine Referentin, die bewußt namenlos belassen wird, mit allen Anzeichen von Irritation, als hätte Adornos Verdikt gegen erschlichene Verständlichkeit und gegen affirmative Hörgewohnheiten jemals zu Chervel sich herumgesprochen. Die verliebte Schwärmerei für den „traumhaften Musiklehrer“ Schnebel mag noch hingenommen sein, aber warum gewährt Chervel nach Verschweigen des Namens der Referentin prominenteren Kulturindustriellen wie Claussen nicht dieselbe liquidierende Geste der Anonymisierung? Muß auch noch - nach solch Bubenstreich stalinistischer Durchstreichung von Individualität, nach einer Auflösung personaler menschlicher Würde ins Abstraktum „die Referentin“ - sich darüber gewundert werden, daß solch schamlosen Negierens Opfer eine Philosophin zu sein hatte (überdeutlich bereits nach Absatz 1, wo nach - versuchter Wiedergabe des Gesagten Chervel von „dem“ Autor faselt, „seiner“ Stimme!)? Der Name der doppelt ignorierten Philosophin lautet Felicitas Englisch, der Titel ihres Referates: Adorno und Hegel - ein Mißverständnis über Sprache.

Rudolf Sinz, Bielefeld