Kein Glasnost

■ Smog verhindert noch Transparenz im DDR-Verkehr Plaste und Elaste aus Schkopau hängen überm Land

Wenn es noch eines Grundes bedurft hätte, in Leipzig auf die Straße zu gehen - der Transitweg sorgte dafür, und nicht zu knapp: 196 Kilometer dichtester Smog, vom Übergang Berlin -Rudow bis zum Gewandhaus, in kalter Luft gelöste Plaste und Elaste aus Bitterfeld, Leuna und Schkopau, die schwadenweise überm Land hängen, so undurchdringlich, daß Kulturredakteur W. kurz hinter Halle den Wagen verlassen muß, um zu Fuß den Beginn des Abzweigs zu erkunden.

Zu Dutzenden kauern verzagte Trabifahrer auf den Parkplätzen, die anderen, mutigeren bilden Karawanen und rasen, Stoßstange an Stoßstange ortskundigeren Lastwagen hinterher, Sichtweite: bis zum nächsten Fragment des Mittelstreifens. Kurz hinter Wittenberg springen diabolische Gestalten über den Transit, wild gestikulierende Fackelträger, die mit Feuerbecken hantieren, um einen Haufen Wartburg zu markieren, der vor einem VEB-Lastwagen klebt.

Der Dreck aus den Chemiekombinaten an Elbe und Saale hängt in den Kleidern und verstopft die Lungenbläschen. „Nebel“, sei das, meint der Tankwart von Minol, einfacher, winterlicher Nebel. Und daß es doch nichts Außergewöhnliches sei.

smo