Wedemeiers „Rüstungs-Konsortium“

■ Hektische Verhandlungen um Bremer Systemtechnik-Konsortium

Der Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier ist derzeit selber sein „erster Sachbearbeiter“ in Sachen „Systemtechnik Nord“. Täglich ist er mit dem Thema befaßt und seine Detail -Kenntnis macht ihn für die Industrie-Firmen zu einem anerkannten Gesprächspartner. Gestern waren der Präsident des Bundeskartellamtes, Karrte, und die Betriebsräte von MBB und Krupp-Atlas im Rathaus.

Der Präsident des Bundeskartellamtes wollte seine Bedenken gegen die Monopolisierung des Fregattenbaues erläutern: Wenn die Kieler HDW-Werft, Blohm&Voss und der Bremer Vulkan die Fregatten-Elektronik in einem gemeinsamen Konsortium bestellen, gibt es keinen Wettbewerb mehr. Ein Einspruch des Kartellamtes könnte aber vom Bundeswirtschaftsminister außer

Kraft gesetzt werden, der schon die Daimler-MBB-Fusion per Ausnahme-Recht genehmigte. Politisch peinlich wäre das für Hausmann - „Karrte will sich doch bloß an dem rächen“, bewertete der Finanzsenator Grobecker den Karrte-Vorstoß.

Den Bremer Betriebsräten ging es gestern um zweierlei: Sie befürchten, daß in der „Bewertung“ der MBB-Unternehmensteile „Marine-und Sondertechnik“ für den Verkaufspreis die sozialen Ansprüche der Beschäftigten hintangestellt werden könnten, bis heute kennen die Arbeitnehmer-Vertreter diese „Bewertung“ nicht. Wedemeier konnte dazu nur mitteilen, daß Daimler Benz in einem Brief versichert habe, die sozialen Ansprüche würden „in der Tradition des Hauses Daimler Benz“ abgesichert. Das ist wenig - stellt sich doch die

Frage, welche Verbindlichkeiten Daimler dem Käufer auferlegt. In dem geplanten Konsortium wird der Krupp -Konzern (mit einem Chef Crome) ein gewichtiges Wort mitzureden haben.

Das andere Bedenken der Betriebsräte: In dem geplanten Technologie-Konsortium mit Sitz in Bremen werden verschiedene Rüstungs-Produktionen eingebracht. Die MBB -Teile sind derzeit 100% mit Rüstung ausgelastet, Krupp Atlas Elektronik und der Telefunken-Betrieb in Wedel zu 80%, die Werften leben von den Fregatten. In das Konsortium sollten, so argumentieren die Betriebsräte, auch Unternehmen mit zivilen Produktionen und Vertriebsapparaten aufgenomen werden, damit man besser vorbereitet ist auf die anstehenden drastischen Kürzungen im Militär-Etat.

K.W.