Anruf genügt

DDRler wollen von der taz viel wissen  ■ E R E I G N I S D D R

Die taz wird immer mehr zum Auskunftsbüro für DDR-Bürger. Da wollte zum Beispiel ein Vertreter der Verbrauchervereinigung die Adresse von Bärbel Bohley wissen. Aus der Uckermark meldete sich ein Parteiaktivist und fragte, ob es in seinem Kreis schon eine Sektion des Neuen Forums gebe.

Ein 25jähriger Grenzsoldat der DDR muß auch einen Artikel über die Aufhebung des Schießbefehls gelesen haben. Er kletterte an der Grenze zu Franken unter den Augen seines Vorgesetzten über den Gitterzaun. Andere Soldaten äußerten Befürchtungen bei Demonstrationen eingesetzt zu werden. In der Neuen Zeit forderte der Naumburger Propst, Waldemar Schewe, das Recht auf Befehlsverweigerung. Aus welchem Grund auch immer wählten gestern 16 DDR-BürgerInnen weiterhin den Umweg über Ungarn und die CSSR auf ihrem Weg in die BRD. Dagegen tuckerten bei Wartezeiten von drei Stunden 3.000 DDR -Fahrzeuge über die bayerische Grenze bei Rudolphstein und vermiesten den Westberliner Ferienhausbesitzern ihren Spaß am Fichtelgebirge. Wie in Ost-Berlin so beginnen nun auch in der Provinz polnische Aufkäufer die Regale leerzukaufen, vor allem Kinderschuhe, Spielwaren sowie Damenwäsche sind die großen Renner.

Mehr Freude haben die DDR-Bürger an der Nachricht über die Einschränkung von Tiefflügen. An Sonn- und Feiertagen soll zukünftig gar nicht mehr geflogen werden und auch nachts zwischen 22.00 und 6.00 Uhr wird es sogar an Wochentagen Ruhe geben.

Noch haben die DDR-Bürger die Umwandlung der Todesstreifen in Naturschutzgebiete nicht gefordert. Doch das Staatsjagdgebiet am Ostufer der Müritz, wo sich die Funktionäre tummeln, soll nun zum Nationalpark werden. Diesen Vorschlag machten die Naturschutzmitarbeiterdes Bezirks eubrandenburg. In einem geschützten Totalreservat von 360 ha sollen jetzt aber, weil die schützende Hand der Nomenklatura fehlt, 200 Jahre alte Buchen geschlagen werden. Schützt sie, ihr wackeren Naturschutzmitarbeiter, stellt euch vor die Bäume.

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