Endlich im Bremer Kino

■ „The Navigator“ von Vincent Ward

Im Mittelalter wird ein Bergwerksdörfchen in Cumberland von der herannahenden Pest bedroht, und der neunjährige Griffin hat die Vision, daß nur eine Reise in die Erde Rettung bringen kann. So gräbt 1348 eine Gruppe von Bergleuten ein tiefes Loch, und kommt im Neuseeland des Jahres 1988 wieder heraus. Wenn man die Geschichte erzählt, klingt sie wie einer der Kinderwitze von den Antipoden, die nicht runterfallen, obwohl sie doch alle auf dem Kopf stehen.

Aber der neuseeländische Regisseur Vincent Ward hat aus dieser Pointe einen sehr ehrgeizigen und ernsthaften Film gemacht (Untertitel „Eine mittelalterliche Odyssee“), mit großartigen Bildern: die karge, schneeverhangene Berglandschaft des mittelalterlichen Cumberland in zugleich harten und poetischen Schwarzweißbildern, und die nächtliche Großstadt Auckland als magischen, farbig glitzernden Ort, zugleich Hölle und Himmel für die Zeitreisenden. „Ich wollte das 20. Jahrhundert durch ihre Augen sehen“ sagt Ward.

Eines der gefährlichsten Abenteuer der Gruppe ist dann auch die Überquerung einer Schnellstraße. Ein nächtlicher Schrottplatz wird zum apokalyptischen Hades, die laufenden Fernseher in einem Schaufenster sind „Fenster des Teufels“, und ein Vorortzug wird zum Drachen, auf dem ein Höllenritt zu bewältigen ist. Das ist auch komisch, aber weil Ward den Zuschauer alles mit der Gruppe erleben läßt, und die Visionen des Jungen in so starken, archaischen Bildern gezeigt werden, ist ein Teil von uns genauso verwundert, entsetzt und verloren wie die Reisenden in dieser fremden Welt. „Einen Traum von der Hölle, entstanden in der Athmosphäre des düsteren und farblosen Mittelalters“, wollte Ward zeigen. Auch wenn die Gleichung Pest Aids manchmal zu offensichtlich bebildert wird, ist „The Navigator“ etwas, das in den letzten Jahren fast zum Paradoxon geworden ist: ein ernstzunehmender Fantasyfilm. Wilfried Hippe

Cinema, Freitag bis Sonntag 18.45 Uhr