Quotierte Kirche

■ Evangelische Kirche beschloß 40-Prozent-Quote

Auch bei der evangelischen Kirche gibt es jetzt eine Frauenquote. Das beschloß die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am vergangenen Wochenende in Bad Krotzingen. Zehn Jahre hat es gedauert, bis es den Frauen in der EKD gelungen ist, die Quotierung durchzusetzen. Weitere zehn Jahre sind nun eingeplant, den Beschluß umzusetzen. Demnach sollen bis 1999 mindestens 40 Prozent Frauen in den Leitungs- und Beratungsgremien der evangelischen Kirche arbeiten. Im Rat der EKD sitzen bislang drei Frauen zwölf Männern gegenüber. Unter den 120 Synodalen sind lediglich 20 weibliche Mitglieder. An der Basis dagegen erledigen Frauen rund zwei Drittel der unbezahlten Arbeit.

Die Synode forderte den Kirchenrat auf, eine Stelle für eine Frauenbeauftragte einzurichten. Außerdem sollen die 18 Kirchen, die in der EKD zusammengeschlossen sind, sowie die Diakoniestationen ihre Arbeit mit alleinerziehenden Müttern und Vätern ausbauen und Frauen, die vor ihren gewalttätigen Männern auf der Flucht sind, mehr Wohnraum zur Verfügung stellen.

Vor der Abstimmung über die 20 Seiten lange Beschlußvorlage gab es eine kontroverse Debatte. Die Gruppe der erzkonservativen Evangelikalen zweifelte daran, daß die Forderungen der Frauen mit den Weisungen der heiligen Schrift vereinbar seien. „Die Mehrheit der Synode“, so Hildegard Zumach, Generalsekretärin der Evangelischen Frauenarbeit Deutschland, „weiß aber, daß es das biblische Frauenbild nicht gibt. Immer wieder versucht man hier, mit einem dogmatischen Begriff gesellschaftliche Verhältnisse festzuhalten, die längst überwunden sind.“ Mit dem Ergebnis der Synode war sie zufrieden: „Mehr kann eine Synode, die ein schwerfälliges Gebilde ist, nicht erreichen. Ich denke, daß es Signalwirkung hat, wenn die EKD Frauenförderung beschließt und das überall unter dem Stichwort Quote verkauft.“

Auf der Synode wurde erstmals eine Frau zur Vorsitzenden einer der ständigen Ausschüsse der EKD gewählt. Rut Rohrandt, die ab Dezember auch Frauenbeauftragte der nordelbischen Kirche ist, übernahm den Vorsitz des Ausschusses für Kirche, Gesellschaft und Staat. Dieses Gremium beschäftigt sich vorrangig mit politischen Fragen wie der Kriegsdienstverweigerung.

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