Heute wird MBB von Daimler geschluckt

■ In München findet die Gesellschafterversammlung des Konzerns statt

Berlin (taz) - Wenn sich heute die Gesellschafter des Luft und Raumfahrtkonzerns MBB in München versammeln, werden sie sich zum letzten Mal in ihrer alten Zusammensetzung treffen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden sie dem Einstieg von Daimler-Benz zustimmen, auch wenn immer noch einige Probleme zu klären sind und inzwischen schon wieder ein neues hinzugekommen ist.

Die letzte Schwierigkeit, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Großfusion steht, ist der Konflikt zwischen dem Land Hamburg und dem Daimler-Management übder die Frage, wo die dem Land Hamburg gehörenden 18,22 Prozent der MBB-Anteile letztlich landen. Hamburg möchte sie in einen Anteil an der neuen Daimler-Tochter Dasa in München einwechseln, in die der allergrößte Teil von MBB aufgehen wird; zusätzlich möchte sich das Bundesland aber auch an der Deutschen Airbus GmbH beteiligen, die in Hamburg ihren Sitz bekommt. So will sich der SPD-geführte Senat, der noch im Besitz einer Sperrminorität bei MBB ist und die Mega-Fusion immer wieder verzögert hat (siehe Artikel unten), den Einfluß in beiden Gesellschaften sichern. Daimler ist allerdings nur bereit, die Hamburger in einen der beiden Aufsichtsräte hineinzulassen. Im Laufe des gestrigen Donnerstages wurde in Hamburg zwischen den Kontrahenten noch verhandelt.

Kartell-Kalamitäten

Für ein neues Problem hat das Bundeskartellamt gesorgt. Vermutlich wird es dem Zusammenschluß der Fusionsreste zur „Systemtechnik Nord“ nicht zustimmen, die nach den Auflagen von Bundeswirtschaftsminister Haussmann verkauft werden müssen (siehe taz vom 15.11.). Eine Klärung dieser Fragen ist zwar vor der heutigen Gesellschafterversammlung nicht herbeizuführen, und strenggenommen sind die Fragen rund um die „Systemtechnik Nord“ keine Angelegenheit der Gesellschafterversammlung. So haben die Bürgermeister von Hamburg und Bremen auch zu erkennen gegeben, daß sie sich den neuen Rüstungskonzern im Norden - über die Bedenken des Kartellamtes hinweg - vom Wirtschaftsminister genehmigen lassen wollen. Allerdings hat vor allem die hamburgische Landesregierung ab ihrer Zustimmung zum Daimler-Einstieg nichts mehr zu melden. Zumindest verliert sie dann die Sperrminorität, die sie mit ihren 18,22 Prozent jetzt noch hat. Diese Minorität wird mit dem neuen Gesellschaftervertrag auf 25 Prozent heraufgesetzt.

Dietmar Bartz