Sekten und Gurus auf Jagd

■ Christliche Extremsekten und Gurus nutzen die Gunst der Stunde für den Fang neuer Mitglieder aus dem Osten / Unter anderen ist auch Bhagwan mit dabei

Die Öffnung der Grenzen hat den christlichen Extremsekten und Gurus neuen Auftrieb gegeben: schließlich bieten sich die orientierungslosen Besucher aus dem Osten geradezu als willfährige Opfer zum Verführen an. So wurden an einigen Grenzübergangen und in der Westberliner Innenstadt verstärkte Aktivitäten der „Scientology„-Sekte beobachtet.

Sie hat sich mittels Verteilens kostenloser Broschüren auf die Jagd nach neuen Mitgliedern gemacht, um diesen den „Weg zum Glücklichsein“ zu weisen. Außerdem annoncierte die Sekte in verschiedenen Tageszeitungen unter der Rubrik „sonstige Berufe“ nicht näher benannte Jobs für hilfsbereite Leute, die sich verbessern wollen. Auch die Sekte „Hare Krishna“ will ein Stück vom Kuchen abhaben und läßt deshalb ihre kurzgeschorenen, orangefarben bekleideten Mitglieder an der Gedächtniskirche tanzen. Auch auf der großen Demonstration in Ost-Berlin waren die Krishnas mit ihren Singsang-Gebimmel „Religionsfreiheit für alle“ dabei.

Natürlich hat auch der Guru Bhagwan sofort erkannt, daß es für seine „Rajnesh„-Sekte neue Mitglieder zu holen gibt. Er hat sich mit der werbewirksamen Aufforderung „besiedelt die entvölkerte DDR“ aus Poona zu Wort gemeldet und ist damit nach langer Zeit in die Presse gelangt. Auch der Guru „Swami Vishnu Devananda“ weiß den Brennpunkt Berlin für die Jagd nach neuer Gefolgschaft zu nutzen und ließ deshalb gestern zwölf Friedenstauben und 108 Luftballons mit Gorbi-Bildchen in den Osten flattern.

Und auch der Möchtegern Repräsentant „göttlicher Energie“, der „Running-Guru Sri Chin-Moy“, will vom Abriß der Mauer zehren und deshalb sobald wie möglich zu einem „Friedensmarathon“ durch das Brandenburger Tor starten. Nur die dem rechtsextremen Sektenführer Mun unterstehende „Vereinigungskirche“ hält sich zum Glück noch in der Öffentlichkeit bedeckt. Dabei versucht sie hinter den Kulissen schon seit vielen Jahren, im Osten Fuß zu fassen.

plu