Rätselraten um Uranschmuggel

■ Auch BKA und Schweizer Kripo mittlerweile eingeschaltet / IAEA kann ausnahmsweise nix dafür

Feldkirch/Basel (taz) - „Nichts Neues“, lautete am Freitag die knappe Auskunft der österreichischen Kriminalpolizei zum Stand der Ermittlungen gegen die zwei Uranschmuggler, die am Mittwoch abend in einem Hotel im Vorarlberger Städtchen Feldkirch verhaftet worden waren - mit 50 kg hoch -angereichertem Uran im Reisegepäck (vergl. taz v. gestern) Rätselraten herrscht noch immer sowohl über das Reiseziel der beiden Schieber, die aus Südafrika über Athen und Zürich nach Österreich gelangt waren, als auch über mögliche Abnehmer des brisanten Stoffes.

Ermittelt wird mittlerweile international: Über Interpol wurde das Bundeskriminalamt in Wiesbaden einbezogen. Die schweizerische Bundesanwaltschaft will klären, wie die beiden Schmuggler den halben Zentner Uran in schlichten Flugtaschen unbehelligt durch die Kontrollen des Zürcher Flughafens schleppen konnten. Vermutungen, daß das endgültige Reiseziel die BRD sei und daß der Stoff für eine Erpressung bestimmt gewesen wäre, qualifizierte BKA-Sprecher Fundermann gegenüber der taz als reine Spekulation.

Bei dem Material handelt es sich um 50 Kilogramm Uranoxid, das etwa 16 kg hoch-angereichertes Uran (97 Prozent Uran 238) enthält. Es eignet sich zur Herstellung von Brennelementen für Forschungsreaktoren ebenso wie zur Abtrennung von Plutonium für militärische Zwecke. Mangels neuer Informationen knüpften sich manche Medien gestern einmal mehr kritisch das Kontrollsystem der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) vor. Doch Südafrika, woher die Uranschmuggler angereist kamen, ist nicht Mitglied des Atomwaffensperrvertrages und hat nur einige wenige seiner Atomanlagen freiwillig den IAEA -Kontrolleuren unterstellt.

Gerade die südafrikanische Anreicherungsanlage in Valindaba (Jahreskapazität: Just 50 kg hoch-angereichertes Uran) ist für IAEA-„Safeguards“ tabu. Die IAEA ist für das in Feldkirch beschlagnahmte Uran, das in die Sicherheitskategorie 1 fällt und damit meldepflichtig ist, jetzt dennoch zuständig: Denn die Alpenrepublik ist Vertragsstaat. „Österreich muß uns nun dieses Material“, erklärte IAEA-Sprecher Meyer der taz, „gemäß Atomwaffensperrvertrag innerhalb von 30 Tagen notifizieren.“

Thomas Scheuer