Die U-Bahnüberbauung ist jetzt gestorben

■ Gutachter: Zehlendorfer Vorhaben viel zu teuer / Für Nagel hat der Wohnungsbau am Halenseegraben erste Priorität

Den diversen Projekten zur Überbauung von Verkehrsflächen mit Wohnungen und Gewerbegebäuden räumt Bausenator Nagel (SPD) jetzt eine unerwartete Rangfolge ein. Aufgrund der negativen Ergebnisse einer Vorprüfung sei das von ihm bisher befürwortete Vorhaben einer Überbauung der Zehlendorfer U -Bahntrasse „praktisch gestorben“, erklärte Nagel.

Dagegen habe das unter seinem Amtsvorgänger Wittwer entwickelte Projekt der Überbauung des Halenseegrabens, das er vorher skeptisch beurteilt hatte, nunmehr auch wegen des Standortes „sehr hohe politische Priorität“.

Eine Bebauung der U-Bahn zwischen den Bahnhöfen Podbielskiallee und Krumme Lanke sollte derzeit aus wirtschaftlichen, ökologischen und auch denkmalschutzbezogenen Gründen nicht weiter verfolgt werden, so die Gutachter der von der Bauverwaltung beauftragten „Freien Planungsgruppe Berlin“.

Sie ermittelten, daß je nach Bebauungsumfang zwischen 1.000 und 3.000 Bäumen gefällt werden müßten. Dabei sei wesentlich, daß durch eine Versiegelung des Bodens rund 30.000 Kubikmeter Wasser nicht mehr versickern könnten, erläuterte ein Vertreter der Planungsgruppe. Stadtklimatisch schaffe man ferner „einen riesigen Wärmekomplex“, der bis zur Schlangenbader Straße reiche. Unter denkmalschützerischen Gesichtspunkten falle insbesondere ins Gewicht, daß das „Vorzeigebeispiel Berlins“ für Siedlungsbauten der zwanziger Jahre, die Zehlendorfer Waldsiedlung, verschandelt werde.

Wie es gestern hieß, wäre eine U-Bahnüberdeckelung nicht zuletzt im höchsten Maße unwirtschaftlich. Bei Mindestkosten von 50.000 Mark pro laufendem Meter ergäben sich laut dem Gutachten für Bauvorhaben im sozialen Wohnungsbau ungünstigstenfalls Aufwendungshilfen von bis zu 30 Mark pro Quadratmeter Wohnfläche, was eine Erhöhung der Hilfen um bis zu 160 Prozent bedeute.

Näher geprüft werde noch eine Bebauung an der Saargemünder Straße. Das Problem: „Dann kann man den Amerikanern ins Hauptquartier hineingucken.“ So wollten die Amerikaner derzeit auch nur zwei Geschosse über der U-Bahn genehmigen. Das rechne sich wiederum nicht.

Nagel zufolge wird der Senat über die Bebauung des Halenseegrabens schon am nächsten Dienstag eine „Tendenzentscheidung“ treffen. Bei den jetzt veranschlagten Kosten der Halenseeüberdeckelung von rund 325 Millionen Mark sei eine auch für private Investoren rentierliche Kostenplanung noch das „große Kunststück“.

thok