„Doggie Adventure“

 ■ V O R L A U F

Ob sich die Fernsehmacher schon einmal Gedanken darüber gemacht haben, ob ihr Programm auch haustiergerecht ist? Das sollten sie einmal tun, denn während man in den Sendeanstalten immer kompliziertere Zielgruppenanalysen durchführt, um Konzepte zu finden, die die Einschaltquoten erhöhen, liegt eine große stumme Zuschauergruppe vollends unbeachtet unterm Tisch: die vielen zotteligen, kaltschnäuzigen und schnurrenden Vierbeiner, die den ganzen Tag gelangweilt im Haus verbringen und sich vor lauter Frust zu Tode fressen. Aber Kopf hoch, ihr Waldis und Minkas, auch für euch brechen bald bessere (Fernseh-)Zeiten an. Soeben vermeldet 'afp‘, daß in den USA, dem Land, das schon immer richtungsweisend für Trends im Medienbereich war, das erste Hundevideo erschienen ist.

Hundebesitzer, die ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihren vierbeinigen Liebling alleine zu Hause lassen, können demnach aufatmen: Ein findiger amerikanischer Geschäftsmann hat ein Video speziell für Hunde gedreht, das den alleingelassenen Tieren künftig die Zeit vertreiben soll. Doggie adventure ist ein aus der Perspektive der Vierbeiner gedrehte Film, der die Abenteuer eines Hundes auf seinem Weg durch die Straßen und Parkanlagen beschreibt. Dabei trifft der Held natürlich viele andere Hunde, die es zu beschnuppern oder zu bekämpfen gilt. Der Ton des für 15.000 Dollar gedrehten „low budget„-Hundefilms sei speziell auf das Gehör der Tier abgestimmt, mit vielen interessanten Reizgeräuschen. Kritiker der verschiedensten Hunderassen sollen bei der Premiere von Doggie Adventure begeistert mit dem Schwanz gewedelt und mit der Nase immer wieder gegen den Bildschirm gestupst haben. Sollte der 25 Minuten lange Hundefilm ein Erfolg werden, will der aus Minneapolis stammende Geschäftsmann Harley Toberman (nomen est omen!) einen abendfüllenden Film drehen. Toberman schloß auch nicht aus, bei entsprechender Nachfrage später einmal in den Katzenfilm einzusteigen.

Man stelle sich einmal vor, welche Möglichkeiten dieser bislang unbeachtete Markt bietet. Nach dem Hunde- und Katzenfilmdurchbruch wird dann der Wellensittich- und Papageienfilm entdeckt. Es wird Tierfilmfestivals geben, die Juries besetzt mit reinrassigen Dobermännern und langmähnigen Colliehund-Diven. Der erste Tierporno wird für Aufregung im biederen Katzenkörbchen sorgen, Haustier -Programmkinos werden entstehen, der Geruchsfilm wird endlich ein würdiges Publikum finden, ein Satellitenkanal strahlt 24 Stunden Tierunterhaltung aus...

Aber noch sind wir nicht soweit. Das diesjährige Buß- und Bettagsfernsehprogramm hat für die niedlichen Vierbeiner wenig Spannendes zu bieten. Allenfalls Heinz Sielmanns Expedition ins Tierreich am Mittwoch im Ersten könnte die eine oder andere Katze hinterm Ofen vorlocken. Der leidenschaftliche Tierfilmer bespitzelt diesmal Waldkauze, Nachtigallen, Zaunkönige und Spottdrosseln beim Vögeln, und das alles zur jugendfreien Sendezeit um 19 Uhr.

utho